Energieautonomie
Wenn auch schon seit zwei Jahren auf dem Markt, ist Herrman Scheers Buch „Energieautonomie“ immer noch lesenswert. Das dreihundertseitige programmatische Werk dient mehr als energiethematisches Nachschlagewerk und argumentative Munition. Denn Scheers Buch ist teilweise unbequem und entlarvt so manch gut gemeinte Maßnahme als Hemmschuh im Kampf gegen das gut organisierte Fossil-Atom-Komplott. Ob teilweise vereinnahmte Umweltschutzorganisationen, das Feigenblatt Kyoto-Protokoll, der unübersichtliche Handel mit dem „Recht“ der Emission oder teure Kernfusionsphantasien. Vieles wird exakt beschrieben, hinterfragt und manche Sichtweise korrigiert: Warum müssen die Erneuerbaren Energien eigentlich eine Randerscheinung bleiben, die in die atomar-fossile Versorgungsstruktur zu integrieren sind? Wird nicht umgekehrt ein Schuh draus? Und ist die solare Revolution im Verbund mit Dezentralisierung wirklich so abwegig? Nun, für viele Leser ist das nicht neu. Doch der Autor bündelt die Fakten und Ideen mit einer realen Vision als Überbau. Leicht zu lesen war es trotzdem nicht immer. Besonders Scheers Ambivalenz hinsichtlich der Steuerung des Staates ist vielleicht erst zu verstehen, wenn man bedenkt, dass besonders die Kohle sich noch immer schamlos aus den Subventionstopf bedient und außerdem gerade dabei ist, ihre zentralistische Versorgungsinfrastruktur auf Jahrzehnte festzunageln. Ein empfehlenswertes Buch. Denn Scheer rüttelt auf, macht Mut den Kampf aufzunehmen und mit gebündelten Kräften entschlossen dem Menetekel einer drohenden monopolisierten „Energiesupermacht“ entgegenzutreten. Viel Spaß beim Lesen.
Alexander Loerbroks, Energieberater
und Administrator der Internetseite
https://www.energieberater.de/
Hermann Scheer,
320 Seiten, 2005
ISBN 978-3-88897-390-1
Verlag Antje Kunstmann, München
19,90 €