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Unikat aus DDR-Zeiten

Fragt man nach typischer DDR-Architektur, dann fällt sofort der Begriff „Plattenbau“. Dabei gab es auch im sozialistischen Deutschland innovative Ansätze moderner Architektur. Dazu zählt zum Beispiel die Hyparschale – ein doppelseitig gekrümmtes, selbsttragendes Dachelement. Maßgeblich entwickelt und umgesetzt wurde sie in der DDR von dem Ingenieur und Bauunternehmer Ulrich Müther aus Binz. Zu den bekanntesten Betonschalenbauten dieser Art gehört – neben dem inzwischen abgerissenen „Ahornblatt“ in Berlin-Mitte – die am Ostseestrand des Rostocker Stadtteils Warnemünde gelegene Ausflugsgaststätte „Teepott“. Ihr markant geformtes Betonschalen-Dachtragwerk zierte noch über 70 weitere Bauten der ehemaligen DDR. Eines davon ist das heutige Wassersportzentrum Dresden-Blasewitz unmittelbar an der Elbe.

Ein moderner denkmalgeschützter Bau

Als Leistungszentrum für Rudersport in den Jahren 1970 bis 1972 erbaut, bildet das Dach aus vier zusammengesetzten Hyparschalen die Form des Gebäudes. Die innen nach unten gekippten Schalen lassen viel Tageslicht durch die hohen Glasfassaden in den 36 × 36 Meter großen Hallenbau fallen. Ursprünglich umfasste das Rudersportzentrum neben vier 1er-Wasserbecken ein 8er-Rudersimulationsbecken, eine kleine Sporthalle sowie Kraft- und Sanitärräume inklusive Sauna.

Mit der Wende wurde der Rudersport in Dresden neu strukturiert. So konnte ein Teil der vorhandenen Flächen auch anderen Sportarten zur Verfügung gestellt werden. Im Jahr 2002 sorgte das August-Hochwasser für erhebliche Schäden an der Gründung und den Gläsern der Fassaden. Eine Sanierung der Substanz war zwingend erforderlich. An den Sanierungskosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro beteiligte sich mit 770 000 Euro der Hochwasser-Aufbauhilfefonds von Bund und Land, der Rest sind Eigenmittel der Landeshauptstadt. Von 2002 bis 2006 wurde das Bauwerk nach einem Architekturwettbewerb gemeinsam vom Ingenieurbüro Prof. Rühle, Jentzsch und Partner und dem Architekturbüro see architekten aus Dresden saniert. Ursprünglich war die Stahl-Glas-Fassade mit einer Industrieverglasung ausgestattet. Im Rahmen der Sanierung wurde diese gegen ein modernes Sonnenschutzglas in großformatigen und farbneutralen Fenstern ausgetauscht. Im Jahr 2008 stellte das Landesamt für Denkmalpflege das Gebäude unter Denkmalschutz.

Komplette Dachsanierung nach Undichtigkeiten

Undichtigkeiten an der Abdichtung der selbsttragenden Betonschale erforderten 2014 eine Sanierung der gesamten Dachfläche. Die ursprüngliche bituminöse Abdichtung wurde bis dahin immer wieder mit neuen Dachbahnen überschweißt. Um neben der Abdichtung auch die Dämmung des Daches dem aktuellen Stand anzupassen, wurde im Rahmen der Sanierung das gesamte Dachschichtenpaket entfernt.

Durch das Abtragen des gesamten Schichtenpakets bis zur Tragschale konnte einiges an Gewicht eingespart werden. Dies wurde beim neuen Dachaufbau genutzt, um die neue und leistungsfähigere Dämmschicht ausreichend dick auszuführen. Zunächst mussten die Fachhandwerker jedoch das enorm dicke Abdichtungspaket samt darunterliegender Dämmschicht aus Polystyrol entfernen. Bei Dachneigungen von bis zu 45 Grad kein leichtes Unterfangen. Aufgrund der lediglich sechs Zentimeter dünnen Betontragschale kam nur ein komplett verklebter Aufbau für das neue Dachschichtenpaket in Frage. Nach dem Abriss erfolgte deshalb ein bituminöser Voranstrich auf der Betontragschale zur Haftvermittlung für die anschließend als Notabdichtung verklebte bituminöse Dampfsperre.

Durchdachte Vorgehensweise

Bereits bei der Verlegung der Dampfsperre mussten sich die Dachdecker aufgrund der besonderen Dachform und der wechselnden Dachneigungen ein durchdachtes Verlegemuster ausdenken. Hilfreich war hierbei das Muster der alten Abdichtung. Die vier Hyparschalen bildeten dabei die vier Teilbereiche des Daches. Während der größte Teil der Teilflächen quer zur Längsachse abgedichtet wurde – klassische Firste oder Traufen gibt es bei dieser Dachform ja nicht – verlegten die Dachhandwerker im „steilsten“ Bereich die Bahnen parallel zur Längsachse.

Auf die bituminöse Dampfsperre folgte die 16 cm dicke Wärmedämmung aus Mineralwolle-Dachdämmplatten. Die im Verband verlegten Platten wurden mit dem entsprechenden Kleber auf der Dampfsperre verklebt. Mit ihrer oberseitigen Mineral-Vlies-Kaschierung bildet die Dämmschicht die Grundlage für die neue Abdichtung. Hier entschied sich der Bauherr für die Premiumdachbahn Rhepanol fk SR der Mannheimer FDT FlachdachTechnologie.

Die vier Hyparschalen sind jeweils an ihren Rändern durch einen durchlaufenden Oberzug eingegrenzt. Im Außenbereich kragen die Dachflächen dann noch über die Fassaden hinaus; aufgrund der gekrümmten Form am weitesten an den vier höchsten Punkten der Dachschale. Entsprechend der bisherigen Ausführung sollten auch mit der Sanierung die auskragenden Bereiche des Daches mit Blechen verkleidet werden. Hierdurch entstand ein spezielles Detail, dass die Dachdecker mit den zur Dachabdichtung passenden Verbundblechen lösten.

Langzeitbewährt und ökologisch

Als hochwertige Kunststoff-Dachabdichtung auf der Basis von Polyisobutylen (PIB) verfügt Rhepanol sowohl über ein integriertes Kunststoffvlies als auch einen vorgefertigten Schweißrand. Dank ihrer rohstoffspezifischen Zusammensetzung ist die 1,05 m breite Dachbahn in nahezu jeder abdichtungstypischen Variante einsetzbar – und zwar im Neubau wie in der Sanierung. Mit einer Kälteflexibilität bis minus 60 °C vereinfacht sie nicht nur die Verarbeitung deutlich, sondern zeigt sich auch bei ungewöhnlichen Wetterkapriolen äußerst stabil und widerstandsfähig. Die Bahn erfüllt die geforderte Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme, so auch hier trotz der sehr stark geneigten Dachflächen mit bis zu 45 Grad Gefälle.

Der Hersteller bietet sie in unterschiedlichen Versionen an: Rhepanol fk mit integriertem Dichtrand, Rhepanol fk SR und Rhepanol hfk für die Heißluftverschweißung, Rhepanol hg für die lose Verlegung unter Auflasten und Begrünungen sowie Rhepanol hfk-sk mit Selbstklebeschicht.

Alle Rhepanol-Dachbahnen verfügen über ein vorbildliches ökologisches Profil. Sie sind frei von Weichmachern, Schwermetallen, Chlor, PVC und halogenen Brandschutzmitteln. Nach dem Ergebnis einer Ökobilanzierung nach ISO EN 14040-49 gehen weder von den Rohstoffen noch der Produktion oder der Verarbeitung und langjährigen Nutzung der Dachbahnen besondere Umweltbelastungen aus. Selbst nach der Nutzungsphase ist sie vollständig recycelbar. Darüber hinaus kann der Hersteller eine Umwelt-Produktdeklaration EPD für das Rhepanol-Sortiment vorweisen.

Sanierung gut, Kulturgut, alles gut

Bereits mit der Sanierung des Wassersportzentrums in den Jahren 2002 bis 2006 wurde der Grundstein für die Erhaltung eines der architektonischen Zeugnisse der DDR gelegt. Wenngleich die Sanierungsreihenfolge von „unten nach oben“ eher unüblich ist, konnte mit der 2014 erfolgten Dacherneuerung der einzigartige Betonschalenbau zukunftsfähig gemacht werden. Sowohl die Dachfläche als solche als auch die sich ergebenden Details forderten von den Dachandwerkern handwerkliches Geschick und Weitsicht. Alle Beteiligten, allen voran die Landeshauptstadt Dresden durch ihre Entscheidung für eine Sanierung statt eines Neubaus, haben durch das konstruktive Zusammenwirken dafür gesorgt, dass das Wassersportzentrum Dresden-Blasewitz nicht nur ansehnlich, sondern auch dauerhaft nutzbar bleibt.

FDT FlachdachTechnologie, 68199 Mannheim

Tel. (0621) 8504100, www.fdt.de

Bautafel

Bauherr:Landeshauptstadt Dresden, Sportstätten- und Bäderbetrieb

Architekt:Architekturbüro see architekten, Dresden, www.see-architekten.de

Verarbeiter:Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG, Dresden, www.dachschaden.de

Material:Rhepanol fk SR, Verbundbleche

Hersteller:FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG, Mannheim, www.fdt.de

Rudersportzentrum Dresden-Blasewitz

Das Gebäudeensemble des Dresdner Ruderzentrums wurde vom Architekturbüro Schönrock und Kollektiv ausgeführt. Ingo Schönrock war ein Kollege und Freund von Ulrich Müther, der ihn mit der Bauausführung von einigen seiner Bauten betraut hatte. Der Komplex besteht ursprünglich aus der erwähnten Sporthalle, Sozialgebäuden und einem Bootshaus am Elbufer. Schönrock und Müther nutzten die Vorteile des hyperbolischen Paraboloids, um mit der sattelförmigen Gegenkrümmung eine räumlich ausgestellte Dachkonstruktion zu errichten. In der Fläche weist diese Konstruktion eine Betondicke von „nur“ 6 Zentimetern auf. Obwohl die Dachfläche doppelt gekrümmt ist, ließ sich die Schalung mit geraden Hölzern herstellen, auf die dann Beton gegossen oder gespritzt wurde. Nach der Sanierung der Hochwasserschäden in den Jahren 2002 bis 2006 folgte von 2009 bis 2011 noch eine weitere bauliche Maßnahme. Das seit seiner Erbauung nicht mehr sanierte Funktionsgebäude konnte durch einen vom Architekturbüro see architekten, Dresden, geplanten Neubau ersetzt werden. Neben Umkleiden, Büros und Sanitärräumen bietet der hochwassergeschützte Neubau zwei Saunen sowie einen Veranstaltungsraum. Der unmittelbar an der Außenterrasse gelegene neue zweigeschossige Gemeinschaftsraum ist zur Elbe hin vollflächig verglast. Er bietet somit einen freien Blick auf den Fluss, das Blaue Wunder und den Loschwitzer Elbhang. Als Reminiszenz an das angrenzende Schalenbauwerk von Ulrich Müther dient eine textile Terrassenüberdachung in Hypar-Form.

Hyperbolisches Paraboloid – Hypar

Wer die Überschrift geschafft hat, hat das Schlimmste schon hinter sich. Hinter dem Zungenbrecher verbirgt sich eine ungewöhnliche Dachkonstruktion, die alltagssprachlich auch als Sattelfläche bezeichnet wird. Den meisten Dachdeckern ist diese Dachform wohl als HP-Schalendach begegnet. Es handelt sich dabei um eine regelmäßig doppelt-gekrümmte Fläche, die sowohl Hyperbeln, Parabeln als auch Geraden enthält. Besonderes Merkmal dieser Dachschalen ist, dass es selbsttragende Elemente sind. Das eigentliche Tragwerk sind Stahlseile, mit denen die entstehenden Zugkräfte abgeleitet werden. Die Schale selbst ist sehr häufig aus Beton, kann aber auch aus anderen Materialien bestehen. In der Architektur findet man die Hyparschale fast ausschließlich als Dachtragwerk. Wahlweise handelt es sich um rechteckige oder runde Dächer. Die bekanntesten deutschen Bauwerke mit Hyparschalen sind die Alsterschwimmhalle in Hamburg, die Eberthalle in Ludwigshafen, die Kongresshalle in Berlin sowie der Teepott in Rostock.

Sven-Erik Tornow

Fachjournalist, Autor und Bildreporter, unterstützt mit seinem Kölner Pressebüro „Flüstertüte“ Unternehmen der Baustoffzulieferindustrie bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Neben Hoch- und Ingenieurbau gehört das Bauteil Dach zu seinen Schwerpunktthemen.