Ihr größter Feind sind der Mensch und sein geliebter Kärcher, und besonders kritisch sind für sie die Samstage, wenn Autos, Fenster und Terrassen gereinigt werden. Die Rede ist von den Moosen, einer Pflanze ohne Wurzeln, entstanden vor 400 Millionen Jahren. Lässt sie sich an Fassaden nieder, stört sie die Optik, und hat dabei doch einen zutiefst unterschätzten Nutzen für Mensch und Natur: Denn Moose filtern ihre Nährstoffe aus der Luft heraus – zu ihrer Entstehungszeit war das die hernieder regnende Asche ausgebrochener Vulkane, heute sind es die gefürchteten Feinstäube und das klimaschädliche CO2. Ein guter Grund, sich diese Eigenschaft zu Nutze zu machen, dachte sich der Botaniker Dr. Tobias Graf, der sich von Berufs wegen intensiv mit diesen Pflanzen beschäftigt, und er begann zu forschen: Wenn Moose an zahllosen Stellen in der Stadt ohne menschliches Zutun wachsen, müsste sich dies auch technisch umsetzen lassen. So war die Unternehmensidee geboren, und gemeinsam mit zwei Kollegen fand sich ein Trio, das eine wartungsfreie und selbst begrünende Fassade entwickelte. Ihre Technologie tauften sie Bryosystem, abgeleitet von der lateinischen Bezeichnung Bryophyta für Moose.
Die kleinste Einheit besteht aus einem rund einen Meter hohen, 15 Zentimeter breiten Betonelement, das nur wenige Zentimeter tief ist. Es kann recht einfach an Gebäudefassaden angebracht werden. Damit Moose auf der Oberfläche wachsen, besitzen die ausgetüftelt bewässerten Elemente besondere Strukturen, auf denen sich junge Moospflanzen optimal entwickeln können. Die idealerweise mit Regenwasser befeuchteten Fassadenelemente müssen ni ...