Der Bundesverband Wärmepumpe hat die „Roadmap Wärmepumpe“ vorgelegt. Sie zeigt in drei Phasen detailliert auf, wie die Wärmewende im Gebäudesektor in den nächsten Jahren in Deutschland gelingen kann.
Die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG; in 2020 noch als Marktanreizprogramm) hat Dynamik in den Heizungsmarkt für Raumwärme gebracht. Im Jahr 2020 hat die Branche eine Million Wärmepumpen erreicht.
Doch der Weg für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors ist noch weit: Klimastudien sehen einen Technologiewechsel im Heizungskeller als erforderlich an, bis zum Jahr 2030 sollten 6 Mio. Wärmepumpen installiert sein. Dafür kommt es wesentlich auf die nächste Legislaturperiode an. Mit den richtigen Weichenstellungen könnte schon bis zum Ende der kommenden Legislaturperiode (September 2025) der Bestand an Heizungs-Wärmepumpen verdreifacht werden.
In der Politik ist die Notwendigkeit der Wärmewende mittlerweile angekommen: Die vorläufigen Wahlprogramme von SPD und Bündnis90 / Die Grünen sehen vor, die Wärmepumpen-Technologie in den nächsten Jahren erheblich zu unterstützen.
● Die Grünen: „Wir legen dazu ein Investitionsprogramm für 2.000.000 Wärmepumpen bis 2025 auf.“
● SPD: „Wir haben das Ziel, dass bis 2030 fünf Millionen Häuser über innovative Heiz- und Energiesysteme (z.B. Wärmepumpen) versorgt werden.“
Doch was aus Sicht des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) bisher noch fehlt, ist eine dezidierte Strategie für die Wärmewende, wie es sie für die Energiewende im Stromsystem schon seit Jahren gibt.
Roadmap Wärmepumpe
Der BWP will die Pläne der Parteien unterstützen und zeigt mit der „Roadmap Wärmepumpe“, welche einen prägnanten Weg zu Dekarbonisierung des Gebäudesektors aufzeigt. Die Roadmap benennt notwendige Ausbauziele für Wärmepumpen, die sich an den aktuellen Klimastudien orientieren: 3 Mio. installierte Geräte bis 2025 und 6 Mio. bis 2030.
Sie unterteilt den Weg in Zwischenschritte und beschreibt einen notwendigen Katalog an Maßnahmen, um auf dem richtigen Pfad zum Ziel zu bleiben. Zudem werden die Wechselwirkungen zwischen politischen Handlungsschritten und den zu erwartenden Marktentwicklungen erläutert.
Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP: „Unsere Roadmap zeigt auf, was in der kommenden Legislaturperiode für die Wärmewende zu tun ist und wo die Hebel für einen schnellen Fortschritt liegen. Damit legen wir der Politik das Heft des Handelns in die Hand. Vor allem wird sie gleich zu Beginn der Legislaturperiode entschlossen an der Entlastung des Strompreises arbeiten müssen.“
Mit der Fortführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude und einer deutlichen Entlastung des Strompreises in Höhe der EEG-Umlage (aktuell: 6,5 Ct/kWh; 2021: 6,0 Ct/kWh, jeweils zzgl. MwSt.), könne die aktuelle Dynamik im Wärmemarkt nicht nur verstetigt, sondern verstärkt werden. Hingegen erwartet der BWP von der CO2-Bepreisung vorerst nur geringe Einflüsse auf die Wärmewende, eine wirkliche Lenkungswirkung werde das Instrument in seiner derzeitigen Ausgestaltung erst gegen Ende des Jahrzehnts entfalten können.
3-phasiger Transformationsprozess
Die Roadmap wurde im Verband auf der Basis von Studien der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München (FfE) und der PricewaterhouseCoopers GmbH (PwC) erarbeitet. Sie bezieht dabei Wirtschaftlichkeitsberechnungen, Auswirkungen fehlender Planungssicherheit und Potenzialanalysen zum Gebäudebestand und CO2-Einsparungen ein.
Im Zeitverlauf strukturiert die Roadmap den Ausbau der Wärmepumpen-Technologie in einen 3-phasigen Transformationsprozess, in welchem sich zunächst der Wärmemarkt in zwei Phasen bis zum Jahr 2030 auf erneuerbare Energien ausrichtet.
● In der ersten Phase (2021-2025) muss eine signifikante Strompreisentlastung die notwendige Marktdynamik auslösen.
● Während der zweiten Phase (2025-2030) profitieren Wärmepumpen von dem dann etablierten höheren und damit wirksameren CO2-Preis auf fossile Brennstoffe.
● In einer dritten Phase von 2030 bis 2050 wird es darum gehen die Dekarbonisierung des restlichen Gebäudebestands voranzutreiben.
Durch einen klaren Plan für den Wärmepumpen-Ausbau und entsprechende wirtschaftliche Rahmenbedingungen steigt die dringend notwendige Planungssicherheit für Endkunden, Handwerker, Contractoren und Hersteller. Attraktive Geschäftsmodelle mit Wärmepumpen entwickeln sich. Stadtwerke, Wohnungsunternehmen und weitere Akteure befassen sich intensiver mit den entstehenden Möglichkeiten von Wärmepumpen, statt auf fossile Energieträger zu setzen.
PDF-Download: Roadmap Wärmepumpe. Der Weg zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors
Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Panel des BWP bei den Berliner Energietagen am 29. April 2021 wider. Hier zeigten u. a. Prof. Dr. Volker Quaschning (HTW Berlin, Scientists-for-Future), der Quartiersplaner Prof. Dr. Manfred Fisch sowie die Autoren der Studien von FFE und PWC auf, welches die treibenden Faktoren und Hemmnisse für einen ambitionierten Wärmepumpen-Ausbau sind und stellen spannende Projekte aus der Praxis vor. GLR