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Dämmstoffe

Weg frei für mehr Natur-Dämmstoffe beim Bauen

Auf einem solchen Normprüfstand wurde die Neigung der Dämmstoffe zum Schwelen untersucht.

Fraunhofer WKI / Manuela Lingnau

Auf einem solchen Normprüfstand wurde die Neigung der Dämmstoffe zum Schwelen untersucht.

Der Einsatz von Naturdämmstoffen ist sicher, kalkulierbar und nachhaltig. Das belegen die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts mit zwölf Partnern aus Forschung und zahlreichen Industrieunternehmen und -verbänden. Das Verbundprojekt „Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen“ wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert.

Dämmstoffe in sechs Arbeitsbereichen untersucht

Das Forscherteam unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, untersuchte Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in sechs Arbeitsbereichen: Brandschutz und Glimmverhalten, Schallschutz, Wärmeschutz, Feuchteschutz, Nachhaltigkeitsanalysen und Emissionen.

Grundlegendes Ergebnis des Projekts ist, dass Naturdämmstoffe gesicherte Eigenschaften haben, Konstruktionen verlässlich berechenbar sind und in fast allen Anwendungsgebieten eingesetzt werden können. Mit natürlichen Materialien kann kalkulierbar dauerhaft und sicher gebaut werden. Normen und baurechtliche Vorschriften können nun angepasst und der Weg freigemacht werden für mehr NawaRo-Dämmstoffe im Bau.

Kalkulierbares Brandverhalten von Natur-Dämmstoffen

In Bezug auf das Brandschutz- und Glimmverhalten konnten die Forschenden feststellen, dass sich das Brandverhalten von Naturdämmstoffen im Vergleich zu erdölbasierten Hartschäumen wesentlich unterscheidet.

Hartschäume verbrennen extrem schnell mit sehr starker dunkler Rauchbildung, schmelzen und tropfen brennend ab.

Die untersuchten NawaRo-Dämmstoffe brennen zwar auch, jedoch verhältnismäßig langsam, mit geringer Rauchentwicklung und tropfen nicht brennend ab. Das Brandverhalten von NawaRo-Dämmstoffen ist damit trotz des materialimmanenten Glimmverhaltens insbesondere in der Frühphase eines Brandes deutlich vorteilhafter als das von Hartschäumen und grundsätzlich kalkulierbar.

Schallschutz

Die im Arbeitsbereich Schallschutz gewonnenen Bauteil- und Materialdaten wurden bereits in die aktuelle Überarbeitungsrunde der DIN 4109-33 eingebracht. Darüber hinaus wurden Berechnungsverfahren weiterentwickelt, die den prüftechnischen Aufwand in Zukunft erheblich reduzieren können. Unter anderem ermittelten die Forschenden Materialkennwerte, die aufwendige Bauteilprüfungen wie im Schall- und Brandschutz in Zukunft deutlich reduzieren können.

Normen und baurechtliche Vorschriften können nun angepasst und der Weg freigemacht werden für mehr NawaRo-Dämmstoffe im Bau.

Fraunhofer WKI / Manuela Lingnau

Normen und baurechtliche Vorschriften können nun angepasst und der Weg freigemacht werden für mehr NawaRo-Dämmstoffe im Bau.

Puffer bei Hitze, Kälte und Feuchte

Bei Dämmstoffen sind neben der Wärmeleitfähigkeit auch die Wärmespeicherkapazität und die Rohdichte bedeutsam. Die Forschenden konnten feststellen, dass es auch hier grundsätzlich keine Einschränkungen für die Verwendung von NawaRo-Dämmstoffen gibt.

Die hohe Speicherfähigkeit von Naturdämmstoffen wirkt sich nicht nur beim Wärmeschutz, sondern auch beim Feuchteschutz positiv aus, insbesondere in Holzkonstruktionen und im Dachbau.

Während mineralische Faserdämmstoffe und erdölbasierte Hartschäume praktisch keine Feuchtigkeit aufnehmen können, sind Naturdämmstoffe in der Lage, kurzzeitige Feuchteschwankungen während der Bauphase oder im Gebrauch abzupuffern, ohne dass sich die Materialfeuchte merklich erhöht. Die Konstruktion wird dadurch deutlich sicherer.

Die Wissenschaftler untersuchten routinemäßig potenzielle Emissionen und konnten kein grundsätzliches Hindernis für die Verwendung finden. Außerdem ermittelten sie Datensätze zur Ökobilanz, die in die Datenbank Ökobaudat des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) eingepflegt wurden. Die Projektbeteiligten arbeiteten mit zahlreichen Praxispartnern aus Unternehmen und Verbänden zusammen.

Hintergrund

Naturdämmstoffe werden neben Holz und Zellulose aus pflanzlichen Rohstoffen, wie Hanf, Jute, Flachs, Stroh, Seegras, Wiesengras, Kork oder Schilf, hergestellt. Auf dem Markt gibt es bereits druckfeste Platten, flexible Matten, lose Einblasdämmung sowie Stopfdämmung.

Der Schutz von Ressourcen und die Verwendung von organischen, recyclingfähigen Rohstoffen gewinnt auch in der Baubranche eine immer größere Bedeutung. Bisher war der Einsatz von NawaRo-Dämmstoffen in baurechtlichen Vorschriften und Normen nicht berücksichtigt und machte z. B. umfangreiche und aufwändige Bauteilprüfungen notwendig.

Die Gesamtfördersumme des Verbundprojekts „Mehr als nur Dämmung – Zusatznutzen von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen“ belief sich auf über 4 Mio. Euro bei einer Laufzeit von dreieinhalb Jahren.

Gefördert wurde es im Rahmen des Schwerpunktes „Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ im Förderbereich „Stoffliche Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen“ des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ des BMEL über den Projektträger FNR. GLR

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