Kohlenstoffmonoxid (CO) kann Decken und Wände durchdringen und somit auch entfernt von der eigentlichen Gefahrenquelle auftreten. Dies ist das zentrale Ergebnis eines aktuellen Forschungsberichts des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge. Wissenschaftler des Instituts haben die Diffusion von CO durch unterschiedliche Baustoffe untersucht und leiten daraus verschiedene Empfehlungen ab.
Dr. Sandra Wegner, wissenschaftliche Mitarbeiterin und federführende Bearbeiterin des Projekts: „In unseren Versuchen haben wir herausgefunden, dass die verschiedenen Baustoffe unterschiedlich durchlässig sind. So dauert es bei Gipskartonplatten weniger als drei Minuten, bei selbstverdichtetem, 4 cm dickem Beton hingegen knapp dreieinhalb Stunden, bis ein Zehntel der Ausgangskonzentration von 10 000 ppm auf der anderen Seite der Wand gemessen werden. Dies ist dann bereits eine stark gesundheitsgefährdende CO-Konzentration.“
Nicht berücksichtigt wurden zunächst mögliche Bauteildurchbrüche, Fugen und Wandverkleidungen. Um das Durchgangsverhalten von CO durch komplette Wandaufbauten zu erforschen, werden nun auch Experimente mit realitätsgetreuen Bauteilen inklusive Putz, Anstrich und Tapete durchgeführt. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende 2020 vorliegen.
CO ist geruchlos, geschmacklos und unsichtbar
„Die schon vorliegenden Forschungsergebnisse sollten jeden wachrütteln: Selbst Wohnungen oder Etagen, die weit von der Kohlenstoffmonoxid-Quelle entfernt liegen, können betroffen sein. So kann eine einzige defekte Gastherme die Bewohner eines ganzen Mehrfamilienhauses in Gefahr bringen“, erklärt Anne Wentzel von der Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen.
„Da Kohlenstoffmonoxid von den menschlichen Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden kann, lässt sich das giftige Gas nur mithilfe technischer Geräte aufspüren. Rettungskräfte können sich durch das Tragen eines Kohlen[stoff]monoxidwarners und Verbraucher durch das Installieren eines CO-Warnmelders zu Hause schützen.“
Kohlenstoffmonoxid – häufig auch verkürzt als Kohlenmonoxid bezeichnet – ist ein gefährliches Atemgift, das man weder sehen, riechen noch schmecken kann. Abhängig von der Konzentration in der Raumluft führt CO zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden, Bewusstlosigkeit und unentdeckt sogar zum Tod. In geringen Dosen über einen längeren Zeitraum kann CO zu einer chronischen Vergiftung führen.
Wie entsteht Kohlenstoffmonoxid?
Kohlenstoffmonoxid entsteht bei der unvollständigen Verbrennung kohlenstoffhaltiger Kraft- und Brennstoffe. Ursachen für eine erhöhte CO-Konzentration im Raum können sowohl technische Defekte, mangelnde Wartung oder Manipulationen an Feuerungsanlagen sein.
Auch durch verstopfte Schornsteine und Abgasanlagen von Gas-Thermen, Öl-Heizungen oder Kaminöfen kann CO in die Raumluft gelangen. Auffällig waren in den letzten Jahren auch CO-Vergiftungen in Shisha-Bars mit unzureichender Lüftung sowie in zunehmender Zahl durch Holzkohlegrills, Heizpilze oder benzinbetriebene Stromaggregate, die in geschlossenen Räumen genutzt wurden.
Im Jahr 2019 ergaben die Messungen der Schornsteinfeger, dass in Deutschland fast 110 000 Gas-Feuerungsanlagen den vorgeschriebenen Kohlenstoffmonoxid-Grenzwert von 1000 ppm überschritten haben. Darüber hinaus wiesen fast 150 000 Gasfeuerungsanlagen einen Kohlenstoffmonoxid-Gehalt zwischen 500 und 1000 ppm auf. Bei diesen Feuerstätten wurde aus Sicherheitsgründen eine Wartung empfohlen. Anlagen mit einem Wert von über 1000 ppm müssen verpflichtend gewartet und vom Schornsteinfeger nochmals überprüft werden. Eine Konzentration von über 1000 ppm CO im Abgas kann bei Abgasaustritt lebensgefährlich sein
Nur ein CO-Warnmelder kann das tödliche Gas detektieren. Dazu überwacht er permanent die CO-Konzentration in seiner Umgebungsluft. Die Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen rät, CO-Warnmelder in Aufenthalts- und Schlafräumen sowie mindestens in Räumen mit brennstoffbetriebenen Geräten zu installieren. GLR