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LESERBRIEFE

“Meistens fehlt ein Gesamtkonzept“

Im letzten GEB-Letter hatten wir einen Leserbrief zu einem Artikel in GEB 02-2008 über die Abstimmung einer Geothermiebohrung mit der Gebäudetechnik veröffentlicht (siehe: Wärmepumpe nur mit gutem Wärmeschutz). Zu dieser Lesermeinung erhielten wir viel zustimmende Kritik: „Ich stimme dem Leserbrief voll und ganz zu!“ So oder so ähnlich beginnen die meisten Zuschriften.

„Hauptsache weg von Öl und Gas“
Viele Energieberater registrieren mit Sorge, dass die Wärmepumpe im Markt zum Allheilmittel verklärt und einem energetischen Gesamtkonzept vorgezogen wird. Durch die relativ hohen Investitionskosten würden dann andere sinnvolle energetische Modernisierungsmaßnahmen aufgeschoben. „In aller Regel fehlt beim Einbau einer Wärmepumpe im Altbaubestand ein Modernisierungskonzept. Die Eigentümer werden mit den geringeren Betriebskosten geködert, die aber nur selten die wirtschaftlichste Lösung absichern.“

Allerdings bemerken auch einige Leserbriefe, dass die Bedingungen der Wärmepumpe es den Werbern leicht macht: „Viele Kunden wollen weg von Öl und Gas und auch keine Holzpellets, weil sie die Preisentwicklung nicht einschätzen können. Sobald eine Wärmepumpe deutlich niedrigere Betriebskosten als eine Öl- oder Gasheizung ausweisen kann, sehen viele Kunden ihren Hauptanspruch erfüllt und schlagen zu. Die Wirtschaftlichkeit zu überprüfen, kommt vielen Eigentümern gar nicht in den Sinn.“ Dass dabei der Primärenergiebedarf gegenüber einer Gesamtlösung deutlich höher ausfällt, interessiert die Kunden weniger. Strom sauberer zu machen, sei eine Aufgabe der Politik, die dafür schließlich Steuern und andere Abgaben auf den Strompreis aufschlage. Interessant bis bedenklich finden einige Energieberater, dass sich viele Kunden blindlings beim Kauf einer Wärmepumpe über Fördermittel mittelfristig an den Stromlieferanten binden. Dass Wärmepumpenstrom auf Dauer deutlich günstiger als normaler Haushaltsstrom angeboten wird, glauben viele Energieberater nicht.

Kritische Auseinandersetzung fehlt
Gegen eine richtig ausgelegte Wärmepumpe im richtigen Gebäude spricht wenig, so der Tenor der meisten Leserbriefe. Doch was eigentlich allen Experten bekannt sein sollte, werde im Markt oft sträflich vernachlässigt. „Genau so unbekannt ist diese Tatsache allerdings bei den Menschen, die sich bei der Suche nach Alternativen für ihr Heizsystem auf die Versprechungen der Industrie und des Handwerks verlassen. Und diese Versprechungen sind längst in den redaktionellen Teilen der öffentlichen Medien angekommen. Eine kritische, öffentliche Diskussion ist daher mehr als angebracht und sollte zügig herbeigeführt werden. Ansonsten kommt die Wärmepumpe, die in klar definierten Anwendungsgebieten (Häuser mit geringem Heizwärmebedarf) ihre Stärken und auch Vorteile hat, unschuldig in Verruf.“

Dazu tragen auch die eigentlichen Spezialisten bei. Mehrere Energieberater berichten von geprüften Angeboten für Wärmepumpen für ungedämmte Altbauen, die sich durch im Angebot genannte Jahresarbeitszahlen von über 4 ohne Maßnahmen an der Wärmeabgabe disqualifizierten. „Auch dort, wo der Heizungsbauer die Altanlage auf 80/60°C selbst ausgelegt und in den letzten 25 Jahren gewartet hat, wird häufig ohne Bedenken eine Luft/Wasser-Wärmepumpe angeboten.“

Differenzierte Betrachtung im Gewerbebau
Die Kritik an der Wärmepumpe im Gewerbebau aus dem im letzten GEB-Letter veröffentlichten Leserbrief wollen mehrere Energieberater allerdings nicht so stehen lassen. Hier sei auch der Kühlfall in einer Jahresbilanz mitzubetrachten. Gerade bei erdgekoppelten System könne sich eine hohe Effizienz ergeben, wenn die Kühllasten zur Regeneration der Erdreichtemperatur oder sogar zu einer Temperaturerhöhung führen.

Allerdings müsse man hier auch den Pumpstrom gewissenhaft berücksichtigen. Grundvoraussetzung sei zwar ein Heiz/Kühl-System, das mit minimalem Abstand zur Raumtemperatur auskommt. Diese Entwicklung sei für „normale Verwaltungsgebäude“ aber ohnehin vorgezeichnet: „Wer äußere und innere Lasten nicht so weit optimiert, dass Systeme mit geringem Temperaturabstand für behagliche Raumzustände sorgen können, muss sich über ganz andere Dinge Gedanken machen, als über eine Wärmepumpe. Der Energieverlust über die Gebäudehülle ist zwar zu berücksichtigen, aber nicht der entscheidende Parameter.“

Trinkwassererwärmung oft nicht berücksichtigt
Kritisch bewerten einige Energieberater auch, dass die Trinkwassererwärmung oft nicht oder nur unzureichend berücksichtigt wird. „Wird die neue Wärmepumpe wie der bisherige Heizkessel an den alten Trinkwassererwärmer angeschlossen, sinkt die Jahresarbeitszahl dramatisch. Schon hier zeigt sich, dass viele Anbieter nicht Willens oder nicht in der Lage sind, ein Gesamtkonzept vorzuschlagen. Darunter leiden dann die Effizienz und letztendlich auch der Geldbeutel der Kunden. Nur der Stromversorger reibt sich die Hände und gibt sich dazu noch als Öko-Förderer.“ GLR

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