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LESERBRIEFE

“Es ist schon immer wieder ein Graus“

Zu einem Artikel aus dem letzten GEB-Letter schrieb uns Michael Weng:

Mit weit geöffneten Augen und bestimmt auch etwas Entsetzen im Gesicht musste ich die Nachricht „Kooperation für Verbrauchs- und Bedarfspass“ im 21. Newsletter lesen.

Dass es in Sachen Energiepass unterschiedliche Sichtweisen gibt ist hinlänglich bekannt. Dass eine Firma mit ihren Partner auf diese Weise Werbung macht, halte ich jedoch für fehl am Platz. Auch im weiterführenden Artikel wird großmundig davon berichtet, dass Ista zusammen mit weiteren Partnern den verbrauchorientierten Energiepass entwickelt hat. – Klar => Verbrauch: Wohnfläche = Kennzahl!? Ist das fachgerecht und aussagekräftig?

Es ist einfach und mit wenig bis gar keinem Wissen um das Gebäude, die EnEV usw. diese Rechnung aufzustellen. Liest man jedoch auch auf der Internetseite der Ista können folgende Zitate gefunden werden:

Zum verbrauchorientierten Energiepass: „Bei dieser Art der Berechnung wird die aktuelle energetische Situation eines Gebäudes in Abhängigkeit zum Nutzerverhalten dargestellt.“ Oder: „Da diese dem Dienstleister durch die Angaben der Hausverwaltungen und der Ablesewerte der Messgeräte schon vorliegen, kann er ohne viel Aufwand besonders kostengünstig erstellt und jährlich aktualisiert werden.“ Zum bedarfsorientierten Energiepass lesen wir: „Er gibt Auskunft über die Qualität des Gebäudes, unabhängig vom Verhalten einzelner Nutzer.“ Das bringt es doch auf den Punkt!

Kostet ein jährlich neu aufgestellter Energiepass mit den Verbrauchen und der Bewertung der Nutzer nichts? Sollen und wollen wir den Nutzer oder das Gebäude bewerten? Leider wird mit derartigen Aussagen und Artikeln dem Endkunden und dazu gehören die Hausverwalter genauso wie der Wohnungs- und Hausbesitzer (Immobilienwirtschaft) suggeriert, dass Geld gespart werden kann. Man kann es auch von der anderen Seite aus sehen – schade um jeden Euro, der für einen nicht aussagekräftigen und jährlich nachgebesserten Energiepass ausgegeben werden muss.

Marketing ist für jeden eine wichtige Sache um Arbeit zu haben und überleben zu können. So etwas hat jedoch im Zusammenhang mit einer neutralen und kompetenten Fachzeitschrift meines Erachtens nichts zu suchen. Hier wäre wohl ein ausgearbeiteter Artikel mit unterschiedlichen Statements, Pro und contra, Interviews der beiden Lager besser angebracht.

Michael Weng, Gebäudeenergieberater

Anmerkung der GEB-Redaktion: Wir freuen uns über jeden Leserbrief, insbesondere wenn er Kritik enthält. Auch über den Leserbrief von Michael Weng.

Allerdings haben wir in unserem Artikel nicht berichtet, dass „Ista zusammen mit weiteren Partnern den verbrauchorientierten Energiepass entwickelt hat“. Wir haben mit unserem Artikel keine Werbung betrieben. Dass die Firmennamen genannt wurden, gehört zur Meldung. Werbung könnten wir auch gar nicht betreiben, da unsere Leser in der überwiegenden Mehrzahl freie Energieberater sind und sicherlich keinerlei Interesse daran haben, sich von Ista oder einem Kooperationspartner von Ista einen Energieausweis ausstellen zu lassen. Wir halten es aber für unsere Pflicht, unsere Leser darüber zu informieren, wenn Märkte bereits aufgeteilt werden. Beschützen können wir unsere Leser davor nicht. Ganz nebenbei: Der Bericht handelt davon, dass sich ein potenzieller „Verbrauchsausweis-Aussteller“ mit dem Markt beschäftigt und auf das Ausstellen von Bedarfsausweisen eingerichtet hat.

Eine Gegenüberstellung von Bedarfs- und Verbrauchsausweis haben wir absichtlich nicht vorgenommen, sie hätte mit der Meldung nichts zu tun und würde nur die Kernaussage verwässern. Wir haben an anderer Stelle darüber regelmäßig und intensiv berichtet. Dass sich bereits an vielen Stellen Netzwerke bilden und Rahmenverträge für die Energieausweisausstellung abgeschlossen werden, ist ein Fakt. Darauf muss sich jeder potenzielle Energieausweisaussteller einrichten. Dabei sollte man nicht vergessen: In der Regel sitzen in den Netzwerken Kollegen mit einer gleichwertigen Ausbildung und den gleichen Leitsätzen. Man braucht sich dazu nur einmal die Energieberater der Verbraucherzentralen anzuschauen, die Anfang des Jahres mit zweifelhafter Aussicht auf Entlohnung die Dienstleistung nahezu bundesweit aufrecht gehalten haben.

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