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LESERBRIEFE

EnEV nicht Stand der Technik - was tun?

Im letzten GEB-Infoletter hatten wir darauf hingewiesen, dass die energetischen Anforderungen der Energieeinsparverordnung von der Bundesregierung als nicht mehr dem Stand der Technik entsprechend eingestuft wurden (zum Artikel). Planer bringt diese Aussage in Zugzwang. Darüber sind sich die GEB-Leser einig. Eine Unterschreitung der EnEV um 25 bis 35% sei aber mittlerweile bei eigenen Projekten ohnehin üblich, wird vor allem aus Süddeutschland berichtet. Durch ein grobes Sieb geschüttet, legen die Leserbriefe aber trotzdem zwei elementare Probleme beim energiesparenden Bauen und Sanieren und mehrere EnEV-Kritikpunkte offen.

Zu oft fehlt die qualifizierte Beratung...
Fast einhellig berichten die Kollegen, dass sie kaum Mühe haben, ihre Kunden von wirtschaftlichen Maßnahmen zu überzeugen, die deutlich unterhalb der EnEV-Anforderungen einzuordnen sind. Werden die Gesamtkosten des EnEV-Standards und der optimierten Variante über 10, 20 oder 30 Jahre aufgezeigt, springe der Funke schnell über. Überträgt man diese positiven Erfahrungen auf den gesamten Markt, können die erheblichen Defizite wohl nur daran liegen, dass sich die meisten Bauherren und Sanierer die Minimalinvestition für einen qualifizierten und unabhängigen Energieberater sparen. Und manchmal wird dann auch noch der Auftragnehmer zum Stolperstein, der zur dünneren Dämmung rät.

...und manchmal auch das Geld
Das zweite Problem wiegt ebenso schwer: Vielfach stehen trotz prinzipieller Bereitschaft nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung. Ein Großteil der Modernisierungen wird von Erspartem bezahlt, mit Krediten können sich insbesondere ältere Eigennutzer nicht anfreunden. Öffentliche Förderungen lassen sich dann nur in die Kosten-Nutzen-Rechnung integrieren, wenn es sich um Zuschussförderungen mit minimalem bürokratischem Aufwand handelt. Anders sieht es bei den Häuslebauern aus. Hier reicht - Wirtschaftlichkeit hin oder her - oft die Kreditlinie nicht aus, um alle Wünsche unter einen Hut zu bringen. Schnell wird dann bei Energieeffizienzmaßnahmen mit langen Refinanzierungszeiten abgespeckt.

Kritik am undurchdringlichen Förderdschungel...
Und selbst wenn die Wirtschaftlichkeit durch Fördergelder erhöht werden könnte, viele Bauherren schreckt das unübersichtliche Angebot ab, berichten die Energieberater. Und auch die Profis reagieren zunehmend gereizt auf sich ständig ändernde Programme, Zinssätze und „an Industrieinteressen ausgerichteter Förderwürdigkeit“. Das eigentliche Ziel, CO2-Emissionen einzusparen und dafür bei momentan noch unwirtschaftlichen Maßnahmen einen finanziellen Anreiz zu schaffen, gehe mittlerweile vollständig unter.

...am Verrechnungsansatz in der EnEV...
Noch kritischer als die zu laschen energetischen Hauptanforderungen werden die Nebenanforderungen an die Gebäudehülle bewertet. Viele Energieberater sind überzeugt, dass der primärenergetische Verrechnungsspielraum zwischen Gebäudehülle und Anlagentechnik erheblich enger gefasst werden muss. Die teilweise „Schönrechnung, insbesondere mit Pelletheizungen“ passe nicht zur Diskussion über Ressourcenschonung, Energieeinsparung und CO2-Reduzierung. Besonders deutlich werde dies bei der Verbrennung von Biomasse. Diese sei zwar weitgehend CO2-neutral, da aber Biomasse nicht unbegrenzt zur Verfügung stehe, dürfe man nicht zugunsten der Anlagentechnik oder des Energieträgers am Dämmstandard sparen. Allein bei der ausschließlichen Nutzung „kostenloser“ solarer Strahlungsenergie sei dies gerechtfertigt; dann aber überhaupt nicht angebracht, weil gerade Solarhäuser auf eine exzellent gedämmte Gebäudehülle angewiesen sind.

...und vor allem am Vollzug
Will man eine deutliche Verringerung des Gesamtenergieverbrauchs im Bereich Raumwärme für Wohnen erzielen, würde es ausreichen, die in der bisherigen EnEV vorhandenen Ausnahmetatbestände viel strenger zu fassen und dafür Sorge zutragen, dass die Vorgaben der bisherigen EnEV überhaupt umgesetzt werden, merkten einige Leserbriefe an. Der Glaube an die Wirkung von Sanktionen oder die Wiedereinführung einer öffentlichen Kontrolle existiert nicht. Realistischer sei, den Vollzug mittelfristig über Verbraucheraufklärung und geprüfte/zertifizierte Energieberater zu erreichen. Allerdings, so die Empfehlung eines Energieberaters, sollte sich die Branche mit Händen und Füßen dagegen wehren, wenn eine Pflichtinitialberatung in irgendeiner Verordnung auftauchen sollte. Trotz aller Chancen, die politische Diskussion darüber hätte das Potenzial, den Energieberatungsmarkt um Jahre zurückzuwerfen. GLR

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