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KOMMUNIKATION

“Die Klima-Prämie“ und “Klima-Hotline“

Klimaschutz zahlt sich aus. So lautet das Motto der am 1. März gestarteten Informationskampagne des Bundesumweltministeriums (BMU) in Kooperation mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) und den Verbraucherzentralen (vzbv). Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dazu: „Der steigende Ölpreis zeigt, wie dringend es ist, nicht nur beim Strom, sondern auch bei der Wärme auf alternative Energieformen umzusteigen. Nur 6% aller Wohngebäude in Deutschland nutzen heute die umweltfreundliche Wärme für Warmwasser oder die Heizung. Das wollen wir steigern - mit attraktiven Förderangeboten zum Beispiel für Solaranlagen und Biomassekessel.“ Zur Infoseite über die Kampagne

Breit angelegte Kampagne
Mit Anzeigen, die zwischen März und Juni 2008 bundesweit in Tages- und Wochenzeitungen, Fach- und Publikumszeitschriften geschaltet werden, soll auch die Informationsbroschüre „Die Klima-Prämie“ verteilt werden, die über die Förderangebote und -konditionen, Energiespartipps sowie Beratungsmöglichkeiten informiert. Zudem ist für Bürger unter der Telefonnummer (01 80) 200 4 200 eine „Klima-Hotline“ eingerichtet worden.

Doch wer soll eigentlich angesprochen werden?
Soweit, so gut. Allerdings ist unklar, wer sich eigentlich von der Broschüre zur Aktion (18, Seiten, PDF 2,26 MB) mit einer 1. Auflage von 11,4 Mio. Exemplaren angesprochen fühlen soll. Wer das wirklich attraktiv gestaltete Werbemittel im Postkartenformat aufschlägt und sich nach Gabriels ermunternder Einleitung zur Zielgruppe zählt, wird spätestens auf Seite 4 erste Fragezeichen bekommen. Die Beispielrechnung will mit einem Heizölverbrauch von 4500 l/a für 3000 Euro/a die energetische Modernisierung schmackhaft machen: „Denn Dämmung, Wärmeschutzfenster und moderne Heiztechniken sparen fast zwei Drittel Heizöl: Statt 4500 stehen nur noch 1800 Liter jährlich auf der Rechnung. Beim derzeitigen Ölpreis spart die Familie pro Jahr 1.800 Euro.“ Untersuchungen zeigen, dass solche Verbräuche allerdings eher selten sind und sich der Gipfel in der Normalverteilung, auch als Reaktion auf hohe Preise, bei etwa 3000 l/a abzeichnet.

Gesamtkonzept nur angedeutet
Viele Empfänger könnten sich also eventuell nicht angesprochen fühlen, weil der persönliche Familienverbrauch deutlich unter der Beispielrechnung liegt. Dämmung und Anlagentechnik in einen Kontext zu stellen, ist sehr wichtig, allerdings noch längst nicht selbstverständlich. So folgt in der Broschüre nur ein Minihinweis auf das Gebäudesanierungsprogramm. Dann schwenkt man auf die Erneuerbaren um: „Noch besser: Sie wärmen Ihr bestehendes Haus künftig mit erneuerbaren Energien! Hierfür können Sie das Marktanreizprogramm nutzen. Es fördert den Einbau von thermischen Solaranlagen, Biomasseheizkesseln und Wärmepumpen. Dafür stellt die Bundesregierung im Jahr 2008 rund 350 Mio. Euro zur Verfügung. Im Jahr 2009 steigt die Fördersumme auf bis zu 500 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Wir zahlen Ihnen eine Klima-Prämie.“

Der Laie könnte also denken: Aha, Wärmedämmung ist zwar auch gut, Erneuerbare sind aber „Noch besser“. Dieser provozierte Gedankengang wird auch im Weiteren nicht korrigiert: Unter „An wen müssen Sie sich wenden?“ sind nur das BAFA für Investitionszuschüsse für Erneuerbare und die KfW-Förderbank mit dem Programm „Erneuerbare Energien“ aufgeführt. Modernisierungswilligen wird also bestenfalls angedeutet, dass für die energetische Ertüchtigung eine objektspezifische Reihenfolge der Maßnahmen an Gebäudehülle und Anlagentechnik dringend geboten ist.

Verweis auf 250 Energieberater der Verbraucherzentralen
Wer sich als Eigentümer und Privatmensch mit der Förderung durch BAFA und KfW-Förderbank auseinandergesetzt hat, wird schnell feststellen, dass man zunächst einen Experten benötigt. Auch hierfür hat die Broschüre einen Tipp: „Eine erste Anlaufstelle ist die Energieberatung der Verbraucherzentralen. Dort stehen Ihnen bundesweit rund 250 qualifizierte Berater zur Seite - Architekten, Ingenieure, Bauphysiker.“ 250 Berater bundesweit? Unweigerlich dürfte hier das Ziehen einer Nummer vor das innere Augen rücken. Zudem ist die Verteilung der Verbraucherzentralen etwas löchrig. Oft sind in den Flächenländern mit besonders verbrauchsstarken Gebäuden Anreisen von mehr als 50 km zu den Beratern erforderlich. Der zweite Verweis in der Broschüre zeigt auf das Informationsangebot der dena, zum Beispiel auf die Ausstellerdatenbank unter www.dena-energieausweis.de. „Dort müssen Sie nur Ihre Postleitzahl eingeben. So finden Sie schnell und bequem einen Experten in Ihrer Nähe, der Ihnen einen Energieausweis ausstellt.“ Was Energieausweis und erneuerbare Energien miteinander zu tun haben, wird in der Broschüre nicht erläutert.

Anzeigen auf der Basis von Pellets
Auf einige Anrufe aus der Heizungsbranche wird sich das Bundesumweltministerium wohl schon einrichten können. 4325 Euro Klima-Prämie weisen die bisher vorgestellten Anzeigenmotive aus. Basis ist die Förderung einer Pelletheizungsanlage mit Pufferspeicher und einer Solarkollektoranlage mit 15 m² zur Trinkwassererwärmung und Heizungsunterstützung. Abgesehen davon, dass die Konfiguration kaum repräsentativ ist, dürfte das "Alleinstellungsmerkmal" mindestens bei den Herstellern von Wärmepumpen nicht auf breite Zustimmung stoßen. Man wird es eventuell an weiteren Motiven ablesen können.

Uns interessiert Ihre Meinung!
2007 bleib eine Menge Geld im MAP-Fördertopf für erneuerbare Energien ungenutzt. 2008 wurde er noch einmal deutlich aufgestockt. Werbung ist deswegen dringend geboten. Aber kann die vorgestellte Aktion des Bundesumweltministeriums die Nachfrage auch deutlich steigern? Wir freuen uns auf Ihren Leserbrief: E-Mail an die GEB-Redaktion. GLR