Was ist der Unterschied zwischen Wahlkampf und Poker? Nun, beim Poker wird geblufft und gereizt, bis alle anderen Glücksritter aussteigen und dann wird abgeräumt. Sind in der letzten Setzrunde noch mehrere Spieler „in der Hand“, kommt’s zum Showdown: Die Karten werden aufgedeckt und wer die beste Pokerhand hat, gewinnt. Wer schummelt, wird erschossen. Beim Wahlkampf wird auch geblufft und gereizt, bis die ersten Glücksritter an der 5-Prozent-Hürde scheitern. Danach geht’s ans Eingemachte: Denn wer das Spiel … pardon, die Wahl gewinnt, muss liefern – also seine Wahlversprechen einlösen. Sollten nach der Wahl noch andere Parteien im Spiel um die Regierungsbildung sein, kommt’s zum Showdown: Die Koalitionspartner werden ausgeheckt und wer am besten verhandelt, gewinnt.
Jetzt fragen Sie natürlich: Ja, und wo liegt jetzt der Unterschied??? Erstens haben Politiker, die beim Reizen – also im Wahlkampf – mit gezinkten Karten spielen, bessere Überlebenschancen. Vor allem aber geht bei einer Wahl das Spiel ja erst nach dem Abräumen so richtig los. Glück und Pech sind bei Wahlen hingegen auch mit im Spiel, denn die Umfragen im Vorfeld lagen durchaus schon ziemlich daneben. Klingelt es?
Eine Flutkatastrophe, ein paar Gummistiefel und der richtige Satz im richtigen Moment – und schon wird ein angeblich chancenloser Schröder Bundeskanzler. Oders andersrum: Eine Flutkatastrophe, ein paar Gummistiefel und das falsche Lachen im falschen Moment – und schon wird ein angeblich chancenreicher Laschet kein Bundeskanzler. Daher: Beim Wahlpoker immer das Pokerface aufsetzen, das hilft, Django.
In Amerika lief es ja ähnlich – alle Welt außer Amerika setzte auf Kamala Harris und am Ende entschieden sich die Amis für eine Fluchkatastrophe: Der angeschossene Wüterich gewann haushoch, setzte sich ins Kapitol und unterschrieb am ersten Tag seiner Amtszeit nahezu 100 Dekrete, allein 78 davon hoben auf, was sein Vorgänger Biden zu Wege gebracht hatte. Das ist in etwa so, als würde ein Pokerspieler nach seinem Gewinn den Spieltisch umwerfen und Poker abschaffen. Hatte Trump nicht im Wahlkampf geraunt: „Christen geht wählen, nur dieses eine Mal. In vier Jahren müsst ihr nicht mehr wählen, wir werden es so gut hinbekommen, dass ihr nicht mehr wählen müsst“?
Naja – auch hierzulande will ja so manch ein Politiker „durchgreifen“ und schon an seinem ersten Tag als Kanzler knallharte Entscheidungen treffen. Am liebsten mit entblößtem Oberkörper, die Winchester in der Hand und ein Pferd unterm Popo. Wäre ja mal ein klimafreundliches Gefährt, und das unter den Bizeps geklemmte Gewehr würde Herrn Putin vielleicht mehr beeindrucken als die bisher an die Ukraine gelieferten Waffen im Wert von rund einem halben Stuttgart 21 – etwa 5,2 Milliarden Euro. Statt Three of a Kind sticht am 23. Februar bestimmt ein Royal Flush und wir werden ein Länd, auf das wir wieder stolz sein können. Weil in Berlin dann „No Limit Poker“ gespielt wird. si