„Hurra, ich bin die Erste!“ Hand aufs Herz – von Kindesbeinen an sind wir Menschen doch rankingtrainiert, oder? Wer kann am schnellsten rennen? Wer am weitesten werfen? Mit Grausen erinnere ich mich an die Bundesgjugendspiele, die mich als sportliche Null entlarvt haben, auch weil mein Weitsprung eher kurzgedacht und konsequent so gehüpft war. Jessus Maria.
Aber: Statistiken und Wettbewerbe sind nun mal gnadenlos ergebnisorientiert. Auf Platz 1 kommen entweder nur Helden oder totale Nieten – kommt darauf an, was die Tabelle anpreist oder bloßstellt. Sämtliche Freunde bei der Punkteliste in Flensburg weit hinter sich zulassen, dürfte weitaus weniger Anerkennung finden als beim Karaoke mit Abstand den Ton am genauesten zu treffen.
Womit wir beim ESC, dem Eurovision Song Contest, wären, an dem Deutschland seit der Premiere 1956 in Lugano jährlich teilnimmt, aber nur zweimal den ersten Platz abgeräumt hat: 1982 mit Nicole („Ein bisschen Frieden“) und 2010 mit Lenas „Satellite“. Immerhin haben wir es aber bei der ESC-Schlusslichter-Statistik gerade noch so unter die letzten Drei geschafft: Nach Norwegen und Finnland trillierten wir am häufigsten mit der roten Laterne in der Hand.
Was im Land des Fußballweltmeisters – ach, das ist ja nun auch schon wieder eine Weile her, gell – als Schande empfunden wird, also das Belegen der hinteren Ränge, scheint dem Glücksempfinden der krächzenden Nordländer indes wenig abträglich zu sein. Jedenfalls rankt der Weltglücksbericht in diesem Jahr die Finnen an die Spitze des Glücks, gefolgt von Dänemark, Island und Schweden. Für den finnischen Philosophen Frank Martela, einst Co-Autor des World Happiness Reports, geht die Lebenslust der Menschen in den nordischen Ländern auf eine stabile Demokratie, materielle Sicherheit und einen funktionierenden Wohlfahrtsstaat zurück. Zusammengenommen erwächst daraus eine mehr oder weniger egalitäre, gleichberechtigte Gesellschaft – Martela zufolge „braucht es gar nichts Weltbewegendes, um glücklich zu sein“.
Das sollte sich vielleicht mal der Scheich Tamim bin Hamad Al Thani hinter die Ohren unter seinem Kufiya schreiben, seines Zeichens Emir von Katar mit einem Vermögen von etwa 1,76 Mrd. Euro und einem Airbus A-340-500 in der Garage. Der Wüstenstaat des Monarchen steht mit 37,6 Tonnen auf Platz 1 beim Ranking der energiebedingten CO₂-Emissionen pro Kopf (Deutschland: 7,98 t, Finnland 6,53 t), taucht aber im aktuellen Weltglücksbericht gar nicht auf. Macht Geld allein also doch nicht glücklich? Ach ja, Deutschland ist beim Glück vom Pech verfolgt und rutschte vom 16. Platz auf Rang 24 ab. Fragen Sie jetzt bitte nicht, wo wir beim Klimaschutz-Index stehen … si