Guten Tag,
wir haben bei unseren Projekten mit Wohngebäuden festgestellt, dass das Ergebnis bei den Berechnungen zwischen der 4108 und der 18599 sehr stark variiert.
Zur Zeit haben wir sehr viele Projekte mit Wärmepumpe und mit der 4108 kommen wir häufig ohne zusätzliche Maßnahmen (ohne Lüftung, ohne PV) auf den Effizienzhaus 55 Standard.
Wenn wir das Projekt kopieren und nach der 18599 rechnen, kommen wir jedoch auf sehr viel schlechtere Ergebnisse, so dass nicht einmal mit zusätzlicher Lüftungsanlage das Effizienzhaus 55 erreicht wäre.
Gibt es diesbezüglich vielleicht schon jemanden mit Erfahrungswerten? Sind die Unterschiede in der Bewertung der Anlagentechnik nach der neuen 18599 tatsächlich so gravierend? Wir rechnen mit der Hottgenroth Software, vielleicht liegt es ja doch an einer fehlerhaften Eingabe oder an der Software.
Ich habe dieselbe Berechnung dann noch nach der 18599 EnEV eingegeben, hier wäre der EH55 Standard ebenfalls eingehalten gewesen.
Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen,
viele Grüße
Klaus Mairhofer
6 Antworten
Hottgenroth ist bei der Darstellung der Anlagentechnik suboptimal. Es ist z.B. nicht möglich, die Temperaturspreizung frei einzustellen, bivalente Anlagen (auch bei Warmwasser) realistisch abzubilden. Wenn man bei der Berechnung alle Möglichkeiten ausschöpft, wird bei Verwendung von Wärmepumpen üblicherweise die bauliche Hülle maßgebend. Ich habe bislang auch bei (modernen) Luft-Wasser-Wärmepumpen immer EH 55EE erreicht. Die Tabellenwerte für Wärmepumpen stammen aus dem vorigen Jahrtausend und sollten nicht angesetzt werden...
in meinen bisherigen Berechnung hat IMMER eine Luft-Wasser-Wärmepumpe als als alleinige Anlagentechnik ausgereicht, um ein EH55-Niveau zu erreichen.
Die Gebäudehülle war und ist der limitierende Faktor.
Bei der Umwandlung von der DIN 4108 und 4701 zur DIN 18599 ist es so, wie es die Kollegen Schrödingers Katze und Herr Hila es im letzten Abschnitt beschrieben haben.
Hottgenroth übergibt oder übergab bei der Wärmepumpe unter 18599 zu hohe Werte bei der Trinkwassererwärmung. Das fiel bei der Erstellung des iSFP (Wohngebäude auch gekühlt) auf: trotz Wärmepumpe war der Icon für Warmwasser dunkelrot bei der Ausgabe des iSFP. Zusammen mit der Hotline konnten wir im Vergleich zu DIN 4108 und 4701 zur 18599 die viel zu hohen Werte bei der Trinkwassererwärmung finden, die bei der Übergabe zum iSFP-Ausdruck dann auf einer Variablen lag. Ob es auch die Bilanzierung beeinflusste, kann ich jetzt nicht sagen. Ich würde die Plausibilität beim Trinkwasser aber mal genauer überprüfen oder aufs Update warten :-)
ein KfW55EE Haus mit ausschließlich L/W WP ist locker möglich.
Ich empfehle Ihnen Herr Nolte bei ETU Nord zu kontaktieren: https://www.etu-nord.de/index.html
Auch wenn der Nachweis auch nach DIN 18599 möglich ist, differieren die Werte gegenüber der 4108 nicht unerheblich. Für mich stellen sich aber noch 2 andere Probleme.
1. In der Hottgenroth Software lässt sich in der Berechnung nach DIN 4108 eine Lüftungsanlage teilweise abbilden ( z.Bsp. eine von zwei Wohnungen ). Nach der DIN 18599 habe bei Wohngebäuden ( eine Zone ) nur die Möglichkeit mit oder ohne Lüftungsanlage. Eine prozentuale Bewertung über die Wohnfläche oder ähnlich ist nicht möglich. Laut Hotline Hottgenroth sieht die Norm eine solche Differenzierung nicht vor. Weiß hier vielleicht jemand mehr zu diesem Thema?
2. Produktdaten von Wärmepumpen lassen sich nicht einlesen. Die Software bricht jedesmal ab. Vom Hersteller bekomme ich nur Daten für 35° Vorläufe ( -7° + -2° + 7° ). Die in der Anlagentechnik abgefragten Daten für 45° und 55° habe ich noch in keinem Datenblatt gefunden. Wie geht man damit um? Interpolieren? vernachlässigen? Lässt man die vorgegeben Werte für 45 und 55° stehen, hat man die schlechten Standartwerte aus der Norm !?
Hallo Herr Mairhofer,
Für ein Effizienzhaus 55 wird in der meisten Fälle eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung benötigt. Bei Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen wird das Effizienzhaus 55 auch ohne Lüftungsanlage erreicht.
In der Bilanzierung sollte die DIN 18599 bevorzugt, da die Berechnungen genauer sind und die Bilanzierung mit der alten Norm DIN 4107-10 nur für ungekühlte Wohngebäude bis Ende 2023 zulässig ist.
Es hängt davon ab, wie Sie die Wärmepumpe mit Standardwerten oder produktspezifischen Kennwerten in die Berechnung eingegeben haben.
In der Regel liefert Berechnung nach DIN 18599 (mit Wärmepumpen) die besseren Ergebnisse.
Wenn die Wärmepumpe mit Heizstab ausgestattet ist, wird in der DIN 4107-10 z.B. pauschal mit 5 % Deckungsanteil angesetzt. Bei der Bilanzierung nach DIN 18599 sind einige Angaben erforderlich, wie z. B.: Grenztemperatur Warmwasser, Bivalenztemperatur, Grenztemperatur Vorlauf. Daraus wird dann der Deckungsanteil des Heizstabs ermittelt. Sie müssen prüfen, ob die Deckungsanteile plausibel sind. Die Wärmepumpen werden nach DIN 18599 genauer simuliert und abgebildet.
MFG
G. Hila