Hallo in die Runde,
ich habe für ein Projekt eine raumweise Heizlastberechnung gemacht (Ergebnis 11,6 kW Heizlast), mir eine passende Wärmepumpe dazu ausgesucht und dann mit dem JAZ- Rechner vom bwp eine JAZ von 4,05 rausbekommen (berechnete JAZ und wohl Erzeuger- JAZ. Da wollte ich 15 % draufrechnen für den Sprung zu System- JAZ) . Dann habe ich die Heizlast durch die JAZ geteilt und das mit 2000 Heizstunden im Jahr multipliziert (meine Info: im Norden 2200 Stunden, im Süden 1800 und wir liegen bei Koblenz). Ergebnis 5729 kWh zu erwartender Jahresverbrauch.
Meine Energieberatersoftware bilanziert mir allerdings einen Jahresverbrauch von 15.108 kWh.
Welchen oder welche Fehler habe ich in meinen Berechnungen?
Bin gespannt auf die Antworten; ist ein spannendes Thema. Vielen Dank im Voraus.
7 Antworten
Solche Abweichungen bei verschiedenen Rechenmethoden sind erst mal nichts ungewöhnliches. Faktor 3 überrascht mich dann aber doch.
Es fehlen in deinen Angaben aber zu viele Informtionen, um da konkret etwas zu beurteilen.
Der Rechenweg für die Wärmepumpe scheint erst mal plausibel. Allerdings stellen sich mir bei den "Heizstunden" die Zehennägel auf. 1800 h/a bis 2100 h/a sind normalerweise die "Vollbenutzungsstunden" für EFH mit Warmwasserbereitung. Oder MFH mit 1600-2000 h/a, wäre aber bei 11,6 kW ein kleines MFH.
Heizstunden sind deutlich mehr.
In der Heizlastberechung ist WWB nicht berücksichtigt. Ist das eingerechnet? Falls nein, wären dann die Vollbenutzungstunden allerdings noch geringer, und damit auch dein Ergebnis.
Woraus das Ergebnis der Energieberatersoftware besteht schreibst du gar nicht. Was ist das? Nutz-oder Endenergiebedarf? Heizwärmebedarf? Mit welchem Lüftungswärmebedarf? Mit oder ohne WWB? Hoffentlich nicht der Primärenergiebedarf.
Ohne genauere Angaben ist das Glaskugellesen.
Mein Vorgehen bei solchen Sachen: Nicht die Endergebnisse vergleichen, sondern schrittweise die Zwischenergebnisse vergleichen. Also erst mal beim Transmissions- und Lüftungswärmebedarf anfangen. Dann mal sehen, welche Verluste die Energieberatesoftware ansetzt, stimmen da deine 15%? Was ist mit Hilfsenergie? u.s.w.
Vielen Dank für Deine Antwort.
Das Ergebnis der Energieberatersoftware ist der Endenergiebedarf, mit WW
Beim Vergleich der Einzelergebnisse habe ich auf der einen Seite den Verbrauch in kWh und auf der anderen den Anteil an der Heizlast in Watt. Wie kann ich diese Werte vergleichen?
Zu Deinen Fußnägeln: Brauche ich für die Formel die Vollbenutzungsstunden oder die Heizstunden? Alle meine bisherigen Informationen (inkl. Ausbildung und Weiterbildungen) hatten mich die Zahlen 1800-2200 gelehrt, außer ein Dozent, der 2400 ansetzte. Ich verstehe, dass das nur Schätzwerte sind.
Ich freue mich auf die Antwort(en)
Das Ergebnis der Energieberatersoftware ist der Endenergiebedarf, mit WW
Das glaube ich jetzt mal nicht. Oder es ist etwas fundamental falsch.
Da du bei der Heizlastberechnung für eine WP gerechnet hast, gehe ich davon aus, dass in der Energieberatersoftware ebenfalls mit einer WP gerechnet wurde. Bei einer WP ist aber "Endenergie" der zugeführte Strom. Das würde aber bedeuten - wenn ich jetzt mal vereinfacht mit einer JAZ von 3 rechne -, dass der Wärmebedarf für HZ und WWB incl. Verlusten bei über 45.000 kWh/a liegen würde.
Oder aber du rechnest in der Energieberatersoftware mit einem Kessel. Dann würde es sogar grob passen. Der Wärmebedarf dafür wäre dann Endenergie minus Umwandlungsverluste minus Verteilungsverluste minus Übergabeverluste. Mal grob geschätzt: 10.000 - 12.000 kWh. Die gelieferte Wärmearbeit deiner Wärmepumpe wäre dann 5729 kWh * 4,05 * 0,85 = 19.722 kWh.
Unter Berücksichtigung, dass WWB bei der Energieberatersoftware noch abgezogen werden muss, dafür aber auch innere und äußere Gewinne enthalten sind, könnte das Ganze in etwa übereinstimmen. Das wäre aber Äpfel mit Birnen verglichen.
Als erstes such in der Energieberatersoftware die Werte für Transmissionswärmebedarf und Lüftungswärmebedarf, jeweils als Nutzenergie und mit Verlusten. Sind teilweise etwas versteckt. Außerdem den Wärmebedarf für WWB. Der muss aber für einen Vergleich mit den Werten aus der Heizlast sowieso ignoriet werden.
Zu Deinen Fußnägeln: Brauche ich für die Formel die Vollbenutzungsstunden oder die Heizstunden? Alle meine bisherigen Informationen (inkl. Ausbildung und Weiterbildungen) hatten mich die Zahlen 1800-2200 gelehrt, außer ein Dozent, der 2400 ansetzte. Ich verstehe, dass das nur Schätzwerte sind.
Für deine Rechnung sind Vollbenutzungsstunden richtig. Das sind auch die Überschlagswerte von 1800-2X00 h/a. D.h. in dieser Zeit würde der Wärmeerzeuger mit voller Leistung die Wärme (=Arbeit) liefern, die für die Beheizung (und WWB) übers Jahr benötigt wird.
Heizstunden -aber meist als Heiztage angegeben- ist die Zeit, die die Heizung in Betrieb ist, egal mit welcher Leistung. Anders ausgedrückt, die Zeit in der die Außentemperatur unter der Heizgrenztemperatur liegt.
Nimmt man mal ein Standardklima Deutschland (http://www.bosy-online.de/Einstellen_der_Heizkurve/kennwerte_aussentemperatur.pdf Seite 4) und 15°C Heizgrenztemperatur an, dann sind das 298 d oder 7152 h. Auch bei einem besser gedämmten Gebäude mit 10°C Heizgrenztemperatur wären es noch 197*24 = 4728 h.
Beim Vergleich der Einzelergebnisse habe ich auf der einen Seite den Verbrauch in kWh und auf der anderen den Anteil an der Heizlast in Watt. Wie kann ich diese Werte vergleichen?
Um aus der Heizlast auf die Heizarbeit zu kommen suchst du dir als erstes die Summe der Transmissionsheizlast über alle Bauteile der thermischen Hülle. Außerdem die Summe der Lüftungsheizlast.
Aus diesen ermittelst du über die angesetzte Temperaturdifferenz Außen-Innen die spezifischen Werte, also W -> W/K.
Mit der spezifischen Leistung und einer Gradtagszahl (siehe oben angegebene Quelle) kannst du dann auch die jeweilige Arbeit ermitteln. (spezifische Leistung W/K) * (Gradtage Kd) * 24 h/d = (Jahresarbeit Wh)
Die Werte sollten dann grob den Werten des Transmissionswärmebedarfes und des Lüftungswärmebedarfes nach Energieberatersoftware entsprechen.
Falls nein, dann muss man hier tiefer suchen. Falls ja, dann kann man sich im nächsten Schritt die Anlagentechnik/Verluste/inneren Gewinne näher ansehen.
Danke für diese Lehrstunde und das Du Dir die Zeit dafür nimmst.
Ich habe in der EB- Software mit einer WP gerechnet. In der ersten Variante mit kostengünstigen Maßnahmen (OGD, KD, Türdichtungen) komme ich auf QE= 42.300 KWh. Das ist kein typisches Haus für eine WP, aber die komplette Sanierung ist finanziell nicht zu stemmen und ich versuche eine "PEKO"- Variante zu rechnen, also viel PV statt noch mehr Sanierungen. Bei den Vollnutzungsstunden benutze ich ab sofort den richtigen Begriff und sehe, dass die Formel immerhin passt. Ich habe die Monatsbilanzierung des Verbrauchs mit den Erträgen der PV verglichen und komme zu dem Ergebnis, dass mit der Umstellung auf die Wärmepumpe eine Senkung der Energiekosten trotz der Unterschiede zwischen den Profilen der 18599 und der jetzigen Realität (1 Bewohnerin, die nur einen Teil des Hauses nutzt) möglich ist und das mit stemmbaren Sanierungskosten.
Wenn ich von dem errechneten Verbrauch ("Brennstoff" bei Hottgenroth in der Ergebnisleiste) in der EB- Software WW abziehe, bleiben 13.370 kWh. Und wenn ich die Formel mit 2200 Stunden rechne und 15 % dazurechne, komme ich auf 7.246 kWh. Klingt schon realistischer, oder?
Wenn ich von dem errechneten Verbrauch ("Brennstoff" bei Hottgenroth in der Ergebnisleiste) in der EB- Software WW abziehe, bleiben 13.370 kWh. Und wenn ich die Formel mit 2200 Stunden rechne und 15 % dazurechne, komme ich auf 7.246 kWh. Klingt schon realistischer, oder?
Faktor 2 statt Faktor 3 ist jetzt noch nicht das Gelbe vom Ei, aber viel mehr kann man ohne komplette Berechnungsunterlagen dazu nicht sagen.
Hallo,
generell sollte man erst einmal festhalten was eine Heizlastberechnung ist, nämlich eine techn. Norm zur Ermittlung von Heizlast mit Dimensionierung von Heizflächen im Auslegungsfall (-10°C...-14°C Außentemperatur). Die DIN 18599 ist eher ein Bilanzverfahren zur Ermittlung von Jahresverbräuchen/energetischen Kennziffern, also keine techn. Auslegung. Aufgrund meiner über 30-jährigen Tätigkeit als Fachplaner HLS und parallel 20 Jahre in der Energieberatung kann ich nur raten sich professioneller Hilfsmittel zu bedienen. Es gibt diverse Jahressimulationsprogramme (z.B. GeoTSOL von Valentin Software), wo man neben Werten der Heizlast auch die Anlagenkonfiguration und Angaben nach DIN 18599 nutzt und so verlässliche Angaben zum Jahresverbrauch inkl. notw. energ. Kenndaten erhält. Durch die Einbeziehung ggf. mgl. PV-Anlagen bei der Jahressimulation sind realistische Einsparpotentiale darstellbar. Im Rahmen der Baubegleitung bei GEG-EM/Effizienzhaus konnten auch vom Heizungsbau angebotene (meist zu kleine) Wärmepumpen entsprechend noch verändert werden um auch die Effizienz zu erreichen, die heutzutage gefordert wird.
Die DIN V 18599 rechnet mit anderen Randbedinungen, z.B. alleine der Referenzstandort hat eine andere Außentemperatur als nach der DIN 12831. Außerdem rechnet sie mit einer einheitlichen Innentemperatur. Nach DIN 12831 hat man eine unterschiedliche raumweise Betrachtung. Demnach werden Heizungen nach letzterer Norm ausgelegt.