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Contracting: Lösung für kostspielige Sanierungen

Viele Sanierungsmaßnahmen erscheinen zu komplex. Die öffentliche Hand, aber auch Unternehmen schrecken vor den erforderlichen Investitionen zurück. Kurzum: Die Umsetzung erscheint viel zu teuer, der Aufwand zu groß und es ist niemand da, der sich darum kümmern kann.

Für eine Umsetzung der Wärmewende ist das eine echte Hürde. Sie zu überwinden ist aber möglich, zum Beispiel mit Unterstützung der Dienstleistung Contracting. Ein externer Contractor bringt nicht nur die Finanzmittel ins Projekt ein, sondern er setzt die energetischen Sanierungen mit hohem technischem Wissen um. Energieeffizienz ist sein Spezialgebiet. Fachleute gehen daher davon aus, dass die Nachfrage nach Contracting steigen wird. Denn der Druck ist groß: Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, Baden-Württemberg sogar bis 2040.

Für Gebäudeenergieberater und -beraterinnen, die sich in ihrem Beruf laufend weiterentwickeln und fortbilden, ist Contracting ein interessantes neues Geschäftsfeld. Der Staat fördert Contracting und trägt damit zu einer erhöhten Nachfrage bei. Mit der Contracting-Beratung weiten Energieberater ihr Portfolio aus. Damit sind sie in der Lage, ihren Auftraggebern trotz knapper Kassen, wenig technischem Know-how und geringen Personalkapazitäten praktikable Umsetzungsstrategien vorzuschlagen.

Energieberatung und Contracting

Die Mehrzahl der Kommunen haben mit dem obligatorischen Vergabeverfahren beim Contracting nur wenig Erfahrung. Deshalb empfiehlt es sich, dafür einen erfahrenen Berater zu beauftragen. Er begleitet die Kommune bis hin zur Vertragsunterschrift durch das Projekt. Hier setzt die Arbeit der Fachleute aus der Gebäudeenergieberatung an.

Bei den Akteuren wird zwischen Auftraggeber, Projektentwicklung oder Beratung sowie Contracting unterschieden. Projektvorbereitung und Ausschreibung erfolgen meist durch einen Berater oder Projektentwickler. Das ist eine Entwicklungsmöglichkeit für Energieberater.

Bei Contracting-Projekten gibt es Energiespar- und Liefer-Contracting. Der Ablauf wird im Folgenden am Beispiel von Energiespar-Contracting beschrieben. Für die Wärmewende ist dieses Contracting-Modell interessanter. Ziel der Dienstleistung ist die Senkung des Energieverbrauchs und nicht primär die Finanzierung und Installation einer neuen Heizung oder Beleuchtung.

Die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) stellt Vergabe- und Verfahrensvorlagen für die Ausschreibung von Contracting-Projekten zur Verfügung. Neben Vorlagen für Contracting-Verträge samt aller Anlagen sind dort auch Vorlagen für den Teilnahmewettbewerb und die Bekanntmachung zu finden. So begleiten Energieberatende ein Energiespar-Contracting-Projekt:

Gebäudeauswahl und Potenzialanalyse

Im ersten Schritt werden anhand von Daten des Energiemanagements oder von Verbrauchsdaten geeignete Liegenschaften ausgewählt. Bereits das kann Aufgabe eines Energieberaters sein. Die darauffolgende Machbarkeitsanalyse umfasst Begehungen und Auswertungen. In der Regel schließt sich eine Potenzialanalyse an, um konkrete Vorschläge für Energiesparmaßnahmen zu erarbeiten und zu bewerten. Auf dieser Grundlage entscheidet sich, ob ein Contracting-Verfahren durchgeführt werden soll.Im nächsten Schritt erarbeiten die Beteiligten die wesentlichen Vorgaben für die Auftragsvergabe des Projektes: Wird es ein ein- oder zweistufiges Verfahren? Welche Pflichtmaßnahmen werden vorgegeben, auch wenn sie möglicherweise nicht wirtschaftlich, aber zwingend erforderlich sind?

Zeitliste für Contracting-Beratung

KEA-BW

Zeitliste für Contracting-Beratung

Vergabeverfahren, Angebotsaufforderung, Angebotserstellung, Vergabe

Das Vergabeverfahren beginnt mit der Bekanntmachung. Im Regelfall handelt es sich hierbei um ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb. In diesem stimmt der Gebäudeenergieberater mit dem Auftraggeber nötige Kriterien für die Teilnahme der Interessierten am Vergabeverfahren ab. Sind die passenden Teilnehmer gefunden, werden sie zu einem Angebot aufgefordert. Die ausgewählten Bieter erhalten Zugriff auf die Vergabeunterlagen und können ein Angebot einreichen. Bei einer Begehung können die Bieter die für das Contracting-Projekt wesentlichen Gebäude und Anlagen in Augenschein nehmen. Der Contracting-Berater organisiert die Begehungen und nimmt Fragen der Bieter auf. Anschließend sichtet er oder sie die Angebote und wertet sie aus.

Das Vergabeverfahren beginnt mit der Bekanntmachung. Im Regelfall handelt es sich hierbei um ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb. In diesem stimmt der Gebäudeenergieberater mit dem Auftraggeber nötige Kriterien für die Teilnahme der Interessierten am Vergabeverfahren ab. Sind die passenden Teilnehmer gefunden, werden sie zu einem Angebot aufgefordert. Die ausgewählten Bieter erhalten Zugriff auf die Vergabeunterlagen und können ein Angebot einreichen. Bei einer Begehung können die Bieter die für das Contracting-Projekt wesentlichen Gebäude und Anlagen in Augenschein nehmen. Der Contracting-Berater organisiert die Begehungen und nimmt Fragen der Bieter auf. Anschließend sichtet er oder sie die Angebote und wertet sie aus.

Planungs-, Umbau- und Garantiephase

Der Contractor plant und realisiert die Energiesparmaßnahmen und tätigt die dazu erforderlichen Investitionen. Gebäudeenergieberater oder -beraterin unterstützen in ihrer Rolle als Contracting-Berater den Auftraggeber bei Detailfragen in der Bauphase. Sie begleiten zudem die Abnahme der umgesetzten Maßnahmen durch den Auftraggeber. Danach beginnt die Garantiephase. Nun haftet der Contractor für die vertraglich garantierten Energiekosteneinsparungen beim Energiesparcontracting. Während der Arbeiten und danach stehen Gebäudeenergieberater für Fragen zur Verfügung.

Der Ablauf zeigt: Ganz einfach ist die Planung und Durchführung von Contracting-Projekten nicht. Um den Fachleuten unter die Arme zu greifen, die Qualitätssicherung bei Contractingprojekten sicherzustellen und den Markt anzukurbeln, bietet die KEA-BW ihr gesammeltes Wissen an. Die Landesenergieagentur stellt kostenlos Unterlagen zur Verfügung, unterstützt bei Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Vertragsunterlagen sowie Finanzierungsmodellen und hilft bei der Durchführung von Contracting-Ausschreibungen. Außerdem können Neueinsteiger in Baden-Württemberg ein Coaching-Angebot bei der KEA-BW nutzen. So werden Energieberater zu Contracting-Expertinnen und -experten.

Beratung und Koordination sind beim Contracting zentrale Themen, mit denen Energieberater punkten können.

AMX Studio

Beratung und Koordination sind beim Contracting zentrale Themen, mit denen Energieberater punkten können.

Contracting-Beratung ist förderfähig

Gut für alle Gebäudebesitzer und Energieberatende: Das BAFA fördert eine Contracting-Beratung seit neuestem über das Modul 3. Förderfähig ist eine Orientierungsberatung für Contracting-Modelle mit vertraglicher Einspargarantie. Die Höhe der Förderung liegt bei jährlichen Energiekosten von maximal 300.000 Euro (netto) bei 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars, jedoch maximal 7.000 Euro. Übersteigen die jährlichen Energiekosten des betrachteten Gebäudes bzw. Gebäudepools 300.000 Euro (netto), beträgt die Förderung 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars, jedoch maximal 10.000 Euro.

Auch das Land Baden-Württemberg unterstützt Contracting-Vorhaben. Das Förderprogramm ProECo übernimmt bis zu 75 Prozent der Beratungskosten. Die Förderhöhe liegt bei maximal fünf Prozent der Investitionskosten. Ein weiteres Beispiel: Die dena unterstützt bundesweit Energieeinspar-Contractingprojekte in einem Modellvorhaben. Sie übernimmt die Beratungskosten bis zur Vertragsunterzeichnung komplett.

Doris Andresen
Doris Andresen ist Energie- und Umweltberaterin und arbeitet als Projektmanagerin beim Kompetenzzentrum Contracting der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW).