„Wir wollen, dass auch diese Gebäude für die Anforderungen von morgen fit gemacht werden, um die Potenziale für die Elektromobilität zu heben“, heißt es in dem Schreiben. Angesichts der enormen Investitionen sprechen sich die Branchenverbände für ein „eigenständiges Förderprogramm“ für entsprechend leistungsfähige Elektro-Infrastrukturen im Mehrfamilienhausbereich aus. Eine weitere Option sei die Einbindung in ein Förderprogramm für gewerbliches Laden.
Für Ein- und Zweifamilienhäuser hatte auch der Zentralverband der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) kritisiert, dass die Schwellenwerte für den Einbau von Ladesäulen für Neubauten und umfangreich sanierte Gebäude im Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) zu hoch seien. Der Verband fordert, Ladepunkte bereits ab dem ersten Parkplatz vorzusehen oder diese zumindest planerisch zu berücksichtigen und Leerrohre einzuziehen. In der Energieberatung gewinnt das Thema E-Mobility Relevanz. Das ergab eine Kurzumfrage des Gebäude Energieberater im September 2020.
Die drei Verbände haben den Bundesministern einen konzeptionellen Vorschlag für ein solches Förderprogramm vorgelegt. Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung und Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sowie Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), betonen in dem gemeinsamen Schreiben, dass die Verbände die Ziele der Bundesregierung hinsichtlich der elektromobilen Zukunft des Verkehrssektors unterstützen.
Elektrische Infrastruktur in Mehrfamilienhäusern ist nicht fit für E-Mobility
Allerdings gebe es – neben rechtlichen und steuerlichen Hemmnissen beim Betrieb von Ladeinfrastrukturen und -einrichtungen durch Wohnungs-unternehmen – vor allem auch technische Herausforderungen, die bisher in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden seien. VDA, BDEW und GdW nennen drei wesentliche Problemfelder, die die Wohnungswirtschaft vor große Herausforderungen stellen: Erstens weisen Bestandsgebäude eine elektrische Infrastruktur auf, die zwar sicher und normgerecht instandgehalten wird. Die meisten Anlagen sind allerdings für Anforderungen gebaut worden, die denen der 1980er-Jahren entsprachen. Bei zukünftigen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Laden von Elektro-Pkw, dem Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sowie der künftigen Wärmeversorgung mit Wärmepumpen werden laut VDA, BDEW und GdW die Anlagen „regelmäßig an ihre Grenzen kommen“.
Zweitens weisen die Verbände darauf hin, dass - anders als im Ein- und Zweifamilienhaus-Bereich – in einem Mehrfamilienhaus eine gleichzeitige Versorgung von verschiedenen Haushalten stattfindet. Bisher würden die Hausanschlüsse effizient genutzt, „es gibt aber wenig Reserven, wenn sehr viel Strom gleichzeitig benötigt wird“. Wenn immer mehr Pkw-Stellflächen mit einer Ladeinfrastruktur ausgestattet werden, wie es dem beschlossenen Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG) und dem Gebäude-Elektromobilitätsinfrastrukturgesetz (GEIG) sowie Mieterwünschen entspricht, kann dies schnell zu einem hohen Strombedarf führen.
Benötigte Leistung steigt durch das Laden von E-Autos
Dabei gehen die Verbände von einer typischen Ladeleistung von 11 Kilowatt (kW) eines E-Autos aus. Zum Vergleich: Ein Elektroherd (1 Herdplatte) benötigt zwischen 1 und 3 kW, je nachdem, welche Energieeffizienz das jeweilige Gerät hat. Aus Sicht von VDA, BDEW und GdW ist für die zu erwartende hohe Konzentration von Lasten bzw. elektrischen Leistungen eine moderne Elektroinstallation notwendig, die Anschluss, Absicherung, Zählerkästen und Kommunikationsinfrastruktur umfasst. Drittens sind erhebliche Investitionen in die elektrische Gebäudeinfrastruktur notwendig, um die Energiewende insgesamt umzusetzen und vor allem die Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern zu schaffen. Hinzu kommen hohe Investitionen in die Effizienzsteigerung der Gebäude, in die „Wärmewende“, den altersgerechten Umbau und in die Digitalisierung. Diese enormen Investitionen können weder von den Immobilieneigentümern noch von den Mietern vollständig geleistet werden.
Daher schlagen die Verbände vor, diese Zukunftsmaßnahmen, von denen allein in Deutschland Millionen von Immobilien betroffen sein werden, durch ein spezielles Förderprogramm für Ladeinfrastrukturen zu flankieren. Diese Förderung müsse deutlich über die Anschaffung einer Ladeinrichtung hinausgehen. VDA, BDEW und GdW haben einen konzeptionellen Vorschlag für ein eigenständiges Förderprogramm erarbeitet und den Bundesministern vorgelegt.
Die Verbände richten an die Politik die Bitte, diesen Vorschlag zu unterstützen, „damit die Verkehrswende auch im breiten Maße in den vermieteten Mehrfamilienhäusern stattfinden kann“. Auf dieser Grundlage sollten rasch Gespräche geführt werden. Quelle: BDEW / pgl
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