Der Blick auf das Stromverbrauchsprofil der Bäckerei Balzer zeigt, wann hier Brötchen gebacken werden: Ungefähr ab Mitternacht steigt der Verbrauch an, zwischen 7 und 9 Uhr geht er wieder deutlich zurück. Produziert werden am Stammsitz in Marne nicht nur die Backwaren für das Bistro, sondern auch für die 18 Filialen in Norddeutschland. „In den letzten Jahren haben wir mit dem Wachstum des Unternehmens auch erhebliche Steigerungen beim Stromverbrauch und bei den Stromkosten verbucht. Die Spitzenlasten sind dabei unser Hauptproblem. Mit dem Neubau in Marne haben wir deshalb überlegt, wie sich diese Entwicklung stoppen lässt“, erklärt Carsten Paustian, Prokurist bei Balzer.
Außer den BHKW erzeugen drei PV-Anlagen mit 30; 36,6 und 70 kWp Strom. Der PV-Strom wird nun teilweise mithilfe eines Stromspeichers während der nächtlichen Produktionszeiten verbraucht. Bei der Dimensionierung wurde darauf geachtet, die KfW-Förderkriterien einzuhalten. „Der Speicher entlädt sich jede Nacht vollständig. Ohne die vorgegebenen KfW-Richtlinien hätten wir ihn deutlich größer auslegen können“, sagt Lothar Tilse von der Solarzentrum Itzehoe GmbH, der für die Entwicklung und Realisierung des Energiesystems verantwortlich zeichnet. Der Stromspeicher des Typs Pacadu Flex hat eine Kapazität von 48 kWh und eine Leistung von 15 kW. In der Regel wird der Strom, den die 30-kWp-PV-Anlage erzeugt, vormittags direkt verbraucht. Wenn am Nachmittag ein Energieüberschuss entsteht, lädt die Anlage den Speicher.
Die Last mit den Lastspitzen
Das neue Energiesystem von Balzer ist seit Herbst 2017 in Betrieb. Die aus dem Stromspeicher maximal verfügbaren 15 kW tragen dazu bei, die nächtlichen Abnahme-Peaks zu senken: „Jede Lastspitze, die während der Speicherentladung zustande kommt, ist entsprechend kleiner“, so Tilse.
Das Peak Shaving, d. h. das Vermeiden oder Abflachen von Lastspitzen bei der Abnahme vom öffentlichen Netz trägt erheblich dazu bei, die Energiekosten zu senken, da sich die Höhe des Netznutzungsentgeltes nach der maximalen Leistung richtet, die der Energieversorger vorhalten muss. Diese Leistung ergibt sich unmittelbar aus den Lastspitzen: Schon eine einzelne Lastspitze kann bewirken, dass der Abnehmer aufgrund der daraus entstehenden Leitungskosten für die gesamte Abrechnungsperiode in einem teureren Tarif landet.
Zwischenzähler für die Optimierung
Derzeit wird ein System mit 30 Sensoren installiert, mit dem exakt ermittelt werden soll, welcher Ofen, welche Kühlzelle, welche Maschine zu welchen Zeiten wie viel Strom bezieht. Wenn dann kurz- bis mittelfristig Klarheit darüber herrscht, welches Gerät wann Lastspitzen erzeugt, lässt sich gezielt gegensteuern. Paustian: „Mit dem Stromspeicher wollen wir die Peaks dann noch effektiver abpuffern. Denn er verschafft uns die Möglichkeit, schnell auf Strom zuzugreifen – selbst wenn die Sonne nicht scheint und das, was die Blockheizkraftwerke erzeugen, bereits verbraucht wird. Es kann aber auch zum Beispiel eine Kühlzelle kurzzeitig ausgeschaltet werden, um eine Spitze zu verhindern. Wir sehen das im nächsten Schritt als EDV- bzw. Steuerungsthema.“ Falls sich dabei herausstellen sollte, dass ein größerer Stromspeicher nützlich ist, steht die Technologie dem nicht im Weg. Da die Zellen in dem Pacadu-gesteuerten Gerät durchgängig parallel geschaltet sind, lässt es sich jederzeit problemlos erweitern.
Ausblick: PV-Anlage und Stromspeicher für Filialen
Nach der erfolgreichen Installation und Inbetriebnahme des Energiesystems in Marne reift bei Balzer der Plan, auch die Filialen mit Photovoltaik-Anlagen samt Stromspeicher auszustatten, um auch dort Lastspitzen abzupuffern. „Wir wollen das grundsätzlich gern machen. Es muss sich damit allerdings sowohl Energie einsparen als auch eine Wirtschaftlichkeit erzielen lassen“, erklärt Prokurist Carsten Paustian.