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Zu viele Pässe verwirren den Markt

Editorial


Durchgängige Wahlfreiheit zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis ab dem Einfamilienhaus - so lautet die aktuelle Forderung der Landesbauminister. Setzt der Gesetzgeber dies in der EnEV um, wird der Energiepass mehr Verwirrung als Transparenz schaffen. Wie soll der Verbraucher wissen, welcher Pass der richtige für ihn ist? Und wie erklärt man, dass die Pässe untereinander nicht ohne weiteres vergleichbar sind? Doch damit nicht genug. Der Ausweis soll verschiedene Varianten für Wohn- und Nichtwohngebäude bekommen. Auch bei den Ausstellungsberechtigten wird es Unterschiede geben: für Neubauten werden andere Berufsgruppen zugelassen sein wie für den Gebäudebestand, für Nichtwohngebäude wiederum andere als für Wohngebäude (mehr lesen Sie auf S. 26).

Über all den Kompromissen, die verschiedenen Interessensgruppen und bestehenden Regelungen gerecht werden sollen, scheinen die Minister derzeit das Wichtigste zu vergessen: ein Vorschriften-Wirrwarr wird den Verbrauchern nicht zu vermitteln sein. Damit würde aus dem Energiepass anstatt eines Impulsgebers für den Bau- und Sanierungsmarkt ein mehrdimensionales Verordnungs-Ungetüm mit schlechtem Image.

Noch liegt kein Referentenentwurf vor. Zwischen den Ministerien und der Bauministerkonferenz wird noch gerungen. Wir haben die Chance genutzt, mit vereinten Kräften Einfluss auf die Diskussion zu nehmen. Deshalb haben wir im GEB-Infoletter zu einer Protestaktion für den Bedarfspass aufgerufen. Hunderte von Energieberatern sind dem Aufruf gefolgt und haben ein Protestschreiben abgesendet. Es wurde uns versichert, dass die emails an den richtigen Stellen angekommen sind.

Aber kann der Energiepass denn wirklich zur eierlegenden Wollmilchsau für die Baubranche und sanierungswillige Bauherrn werden? Eine Studie des ifeu-Institutes - Top Thema dieser Ausgabe - entkräftet diese Hoffnungen. Selbst ein Bedarfspass kann nicht leisten, was aus der Sicht von Käufern und Mietern notwendig ist. Sie erwarten konkrete Aussagen zu Investitionskosten und eine individuelle Beratung. Eine kleine Niederlage für den Energiepass, aber ein starkes Argument für die Energieberatung !

Wer seine Hoffnungen allein auf die EnEV setzt, könnte enttäuscht werden, wenn die Wahlfreiheit zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis tatsächlich kommt. Doch solange die Rahmenbedingungen der zukünftigen EnEV berücksichtigt werden, steht es jedem Energieberater frei, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und den Energiepass so zu ergänzen, dass er seinen Qualitätsanspruch an die eigene Beratungsleistung erfüllt. Das Verkaufsargument gegenüber potenziellen Kunden lautet dann allerdings nicht mehr Energiepass ist Pflicht , sondern Hier erhalten Sie die Beratung, die Ihnen wirklich weiterhilft .

Ihre


Energieberaterin und Chefredakteurin Dipl.-Ing. Britta Großmann

PS: Sie kennen den GEB-Infoletter noch nicht? Dann registrieren Sie sich schnell unter http://www.geb-info.de!