Fast täglich hören wir zurzeit neue Schreckensmeldungen aus dem havarierten Kernkraftwerk in Japan. Neben den immer wieder gezeigten verwüsteten Reaktorgebäuden sind es vor allem Bilder der Menschen dort vor Ort, die uns sicher lange in Erinnerung bleiben werden: der kleine, unsicher blickende Junge, der von einem Helfer im Strahlenschutzanzug mit dem Geigerzähler abgescannt wird oder die todesmutigen Feuerwehrmänner, die wie viele kleine Davids mit Wasserwerfern wirken, die gegen den Atom-Goliath kämpfen.
Fast über Nacht hat die Atomkraft dadurch Gesichter bekommen – japanische Gesichter, junge und alte, arme und reiche. Und plötzlich lassen sich die Bürger hierzulande auch nicht mehr mit Begriffen wie „Restrisiko“ oder „statistisch unwahrscheinlich“ abspeisen. Denn Fukushima hat eines gezeigt: nichts ist unmöglich. Diese Erkenntnis ist angekommen und hat viele mobilisiert, in Massendemonstrationen, Menschenketten und Unterschriftenaktionen ihr Veto gegen Atomkraft einzulegen. Ihre Botschaft ist klar, doch viele Politiker verwickeln sich in immer unglaubwürdigere Aussagen. Plötzlich findet auf dem politischen Parkett Atomkraft niemand mehr wirklich gut. Sie hat ihre Salonfähigkeit verloren. Man überbietet sich in Bekundungen, dass der eigene Vorschlag doch der beste Ausstieg aus der Kernkraft sei.
Das alles wirkt oft wenig glaubhaft. Noch vor Kurzem prognostizierten einige Politiker, dass in Deutschland das Licht ausgehe, wenn man Kernkraftwerke abschalte. Dieselbe Mannschaft hat im März dann quasi über Nacht sieben Atommeiler abschalten lassen und – welch Wunder – nichts pass ...