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Keine Zeit für Eitelkeiten

Editorial

Was haben Wissenschaftler, Aktivisten und grüne Politiker nicht alles unternommen, um dem Klimaschutz zu mehr Bedeutung zu verhelfen? Jahrzehntelang schienen die Bemühungen wenig zu bewirken. Ökonomie und Ökologie galten oft als unvereinbar. Umweltschutz hatte den Duft des Verzichts. Man konnte und wollte sich etwas leisten: Komfort, Bequemlichkeit, Status­symbole, auch wenn es auf Kosten der Umwelt ging. Doch jetzt ist Klimaschutz sexy – und das fast weltweit. Al Gore erhielt Ende Februar den Oscar für seinen Dokumentarfilm über den Klimawandel, der „stern“ titelte „So retten wir das Klima“ und erschien erstmals in seiner Geschichte in grün. Und Australien möchte den Glühbirnen den Garaus machen und nur noch Energiesparlampen erlauben.

Der Klimawandel steht im Rampenlicht. Ob das allerdings ein echtes Umdenken bewirkt oder nur eine kurzfristige Modeerscheinung bleibt, ist abzuwarten. Auf jeden Fall lohnt sich genaues Hinschauen. Das Beispiel der australischen Glühbirne macht es deutlich. Auf den ersten Blick scheint das Verbot ein offensiver Beitrag zum Klimaschutz zu sein. Doch wirksam soll es erst 2010 werden. Warum? Eine Übergangsfrist ist verständlich. Doch angesichts der Tatsache, dass zum Wechseln einer Glühbirne nur wenige Minuten notwendig sind, sind drei Jahre nicht nachvollziehbar.

Ein breiter Einsatz von Energiesparlampen würde Millionen Tonnen CO2 vermeiden, das steht außer Frage. Doch will man sich damit nicht vorrangig das politische Image reinwaschen? Immerhin hat Australien das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert, leidet jetzt aber schon stark unter den Folgen der Erderwärmung. Viele Weiden sind teilweise seit Jahren ausgedorrt.

So sinnvoll Einzelmaßnahmen wie das GlühbirnenVerbot sind, bergen sie auch eine Gefahr. Sie setzen zwar Zeichen und sind medienwirksam, machen aber schnell glauben, genug getan zu haben. Mit anderen Worten: stehen die Glühbirnen im Rampenlicht, geraten andere Energiefresser schnell ins Schattendasein. Es geht aber um vielmehr: Heizen, Kühlen, Mobilität. Was her muss, sind Gesamtkonzepte, schnell, konsequent, weltweit.Experten schätzen, dass uns noch zehn bis fünfzehn Jahre bleiben, um den Klimawandel einzudämmen.

Die Zeit für wirtschaftliche und politische Eitelkeiten ist abgelaufen. Wenn eine Industrienation oder Branche der anderen den Schwarzen Peter zuschieben will, werden zum Schluss alle verlieren. In einer Zeit, wo sich sogar Hollywood-Stars für Ressourcenschutz stark machen, sollte mehr Mut für politische Weichenstellungen vorhanden sein, auch wenn diese bisher als unpopulär galten. Wann, wenn nicht jetzt – wer, wenn nicht wir?

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