„Wo ist Behle?“, fragte Fernsehkommentator Bruno Moravetz 1980 bei den olympischen Winterspielen in Lake Placid ratlos in sein Mikrofon, weil die Fernsehbilder den jungen deutschen Langläufer beim 15-km-Rennen nicht zeigten, obwohl der nach fünf Kilometern mit Bestzeit vor den Favoriten Juha Mieto und Thomas Wassberg in Führung lag. „Was ist mit Behle? Wo ist Behle? Wir wissen nichts, wir sehen ihn nicht. Behle ist weg.“ Der Sport-
reporter konnte es kaum fassen. Ähnlich muss es derzeit denjenigen gehen, die in der Energieberatung tätig sind. Auch sie warten auf jemanden und könnten ratlos fragen: „Wo ist Geywitz?“ Im Amt der Bundesbauministerin war Klara Geywitz noch mit dem Ziel angetreten, 400 000 neue Wohnungen zu errichten. In Zeiten der Klimakrise hätte das auch einen forschen Start in Sachen Energieeffizienz bedeutet. Mit kraftvollen Stockeinsätzen hätte die zuständige Ministerin die Sache ins Gleiten bringen können. Und eine Weile sah es auch danach aus. Doch irgendwann scheint sie aus der Spur gekommen zu sein. Eine ganze Zeit lang war von ihr nichts mehr dazu zu hören. Statt Aufbruch kamen Kürzungen beim Förderbudget, statt in Richtung Gebäudewende bewegen wir uns in die Gegenrichtung, die Modernisierung stagniert. „Behle haben wir noch nicht gesehen. Haben sie was gegen Behle oder ist er nicht da oder was ist denn los?“, fragte Moravetz vor über 40 Jahren immer verzweifelter. Ja, was ist denn nun los mit dem Gebäudesektor? Geywitz zog nochmal an und legte beim Sofortprogramm Gebäude nach. Doch ihre Servicetechniker haben sich beim Wachsen vergriffen. Denn nur einer der beiden Skier zur Klimaneutralität – die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung – bekam einen neuen Belag. Den anderen – die Optimierung der Gebäudehülle – haben sie vergessen. So wird der Klimaschutz im Gebäudebestand künftig ziemlich unrund vorankommen. Hoffentlich geht es den Energieberaterinnen und Energieberatern nicht wie dem 19-jährigen deutschen Lang-
läufer 1980 in den Wäldern des Bundesstaats New York. Jochen Behle kämpfte sich weiter ungesehen vom Fernsehpublikum durch den Schnee. Am Ende kam er als Zwölfter über eine Minute nach dem Sieger ins Ziel. Es gewann Wassberg eine Hundertstelsekunde vor Mieto. jb