Bereits im letzten Jahr feierte die Berliner Politik-Prominenz am 12. Juni auf der Museumsinsel Richtfest in dem betonierten Rohbau des wieder aufgebauten Schlosses. Es gab Sekt, Häppchen und Applaus, als der Richtkranz endlich auf der stählernen Unterkonstruktion der Kuppel krönte, deren Original auf den Hofarchitekten Friedrich August Stüler zurückgeht. Allmählich nimmt der Bau Form und Gestalt an: Steinmetze und Maurer schneidern an dem barocken Kleid aus Ziegel- und Naturstein, hinter dem die glatte Betonhaut mehr und mehr verschwindet.
Ein Schloss aus Beton – aufgebaut binnen drei Jahren, quasi fast genauso schnell wie Walter Ulbricht brauchte, um die kriegsgeschädigte Schlossruine am 7. September 1950 zu pulverisieren. Zumindest gemessen an der Zeit, die verging, bis das Schloss von 1443 an die Gestalt angenommen hatte, die Karl Liebknecht als Kulisse für die erfolglos proklamierte sozialistische deutsche Republik am 9. November 1918 zu nutzen versuchte. Fast hätte es geklappt – Scheidemann war blöderweise zwei Stunden früher aufgestanden und am Reichstag schon mit allem durch …
Das Ende der Schlossgeschichte ist bekannt: Kawumm! Mit dem späten Wiederaufbau – eigentlich ja ein Neubau mit rekonstruktiven Facetten – erhalten die Berliner nun ein Schloss zurück, das vermutlich das weltweit Erste seiner Art mit Energieausweis ist und die Vorgaben der EnEV (2009) nicht nur erfüllt, sondern sie gar um ambitionierte 31 % unterschreitet. Möglich macht dies die Dämmung zwischen tragender Betonwand und vorgesetzter Ziegelschale. Aber auch sonst zeigt sich das energetische Konzept eher demokratis ...