Weil es auch beim Bauen immer schneller, einfacher und billiger gehen muss, sind viele traditionelle Baustoffe und handwerkliche Techniken mittlerweile fast in Vergessenheit geraten. Insbesondere das Wirtschaftswunder Mitte des letzten Jahrhunderts brachte auch im Bauwesen zahlreiche Innovationen hervor, deren negativen Aspekte im Rausch des technischen Fortschritts lange Zeit nicht kritisch hinterfragt worden sind. Die ungezügelte Betonbauweise und der ungebremste Siegeszug der Kunststoffe sind dafür nur zwei Beispiele von vielen.
Das hat sich in den letzten Jahren spürbar gewandelt – der Holzbau ist wegen seines ressourcen- und klimaschonenden Images wieder en vogue, und das zunehmende Bewusstsein um das wohngesunde Bauen holt die Lehm- und Kalkputze aus ihrem Öko-Nischendasein zurück ins Wohnzimmer konservativer Häuslebauer bzw. in den Showroom der Baustoffhändler. Geschuldet ist dieser Trend zum Teil aber auch der luftdichten Bauweise in Kombination mit der Skepsis gegenüber mechanischen Lüftungsanlagen: Weil es am nötigen Luftwechsel fehlt, steigen Feuchte- und Schadstoffwerte in den Wohnungen mangels ausreichender Fensterlüftung spürbar bis bedenklich an. Zudem treffen die Werbeslogans der Bauindustrie voll den Nerv der Zeit: „... denn es sind doch wohl die inneren Werte, die zählen!“ Also – statt PVC am Boden lieber den Bio-Naturkalk an der Wand, belebende Luftionen steigern das Wohlbefinden, und was ist gesünder als ein Lehmklima in den eigenen vier Wänden?
Bild: VDPM
2 Kalkputze regulieren die Raumluftfeuchte und sorgen so für ein angenehmes Raumklima.
Ein traditioneller und doch zeitgemäßer Baustoff
Doch was ist dran an den Versprechungen der Hersteller? Inwieweit vermögen K ...
