Wer sich mit Gebäude-Luftdichtheit und Blower-Door-Tests auskennt, weiß: Die meisten der bei Schlussmessungen auftretenden Leckagen hätten sich bei einer baubegleitenden Messung rechtzeitig feststellen und dadurch letztlich vermeiden lassen. So berichteten mehr als neun von zehn Teilnehmenden einer Umfrage des Fachverbands Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB) von solchen Fällen. Rund die Hälfte gab an, bei mindestens der Hälfte aller Schlussmessungen auf entsprechende Fehlstellen zu stoßen. Knapp ein Viertel sprach sogar davon, bei drei von vier Messungen auf Leckagen zu treffen. Auffallend häufig finden sie sich laut FLiB im Dachgeschoss.
Schwachstelle Folienverklebungen
„Die in unserer Umfrage genannten Beispiele zeigen, dass sich die Art der festgestellten Luftlecks seit den Anfängen der Dichtheitsmessung wenig bis gar nicht geändert hat“, konstatiert FLiB-Geschäftsführer Oliver Solcher. Ihm zufolge lassen sich vier Hauptgruppen typischer Leckagen ausmachen. Zu allererst fehlerhafte Folienverklebungen – egal, ob es sich um von vornherein lückenhafte Verklebungen handelt oder solche, bei denen sich die Verbindung wieder gelöst hat. Beispielsweise weil die Verklebung ohne ausreichenden Anpressdruck erfolgte, Zug- oder Druckkräfte auf sie wirkten oder auch, weil sonstige Verarbeitungshinweise der Hersteller, etwa zur Verarbeitungstemperatur oder der Beschaffenheit des Untergrunds unbeachtet blieben. Solche Leckagen treten sowohl an Folienstößen in der Fläche als auch bei Bauteilübergängen gehäuft auf.
Undichtigkeit durch nicht verputztes Mauerwerk und Durchdringungen
Vielfach entstehen Fehlstellen in der Luftdichtheitsebene auch dadurch, dass Mauerwerk hinter einer Verkleidung unverputzt bleibt. Das betrifft Giebel- und Gebäudetrennwände im ausgebauten Dach ebenso wie Schornsteine oder Mauern hinter Vorwandinstallationen im gesamten Gebäude. Ähnlich gelagert sind Leckagen aufgrund nicht verputzter Mauerwerkskronen oder fehlenden Glattstrichs unter Fensterbänken. Ein weiterer, immer wieder angeführter Leckageklassiker: unzureichend abgedichtete Durchführungen von Kabeln und Rohren aller Art durch die luftdichtende Ebene. Mit Blick auf Dachmodernisierungen beklagt der FLiB zusätzliche Probleme an Durchdringungen der Dichtheitsebene etwa durch Sparren und Pfetten.
Häufig Probleme beim Fenstereinbau
Schließlich gibt es eine ganze Bauteilgruppe, bei der Messteams regelmäßig auf Fehlstellen stoßen: Fenster, Türen und Fenstertüren. Betroffen sind Dachflächenfenster genauso wie Haustüren. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Bauarten und Einbausituationen und dadurch möglicher Planungs- und Ausführungsfehler finden sich eine Vielzahl von Ursachen. „Der Großteil all dieser Fehlstellen lässt sich im Anschluss an einen baubegleitenden Blower-Door-Test zur Leckagesuche mit vertretbarem Aufwand nacharbeiten“, erklärt Solcher. Natürlich gebe es auch komplexe Situationen, bei denen die eigentliche Leckage sich tief in der Konstruktion versteckt und man größere Anstrengungen investieren muss. Dann ist oft schon bei der Planung etwas schiefgelaufen. Die Masse der Luftlecks entsteht jedoch durch einfache Verarbeitungsfehler, die sich gut aufspüren und beheben lassen.
Vermeiden toppt nachträgliches Abdichten
In jedem Fall sind Dichtheitsprüfungen bereits während der Bauphase ein hilfreiches Instrument der Qualitätssicherung. Wer Bauschäden vorbeugen will, sollte nicht darauf verzichten. Denn besser als Fehlstellen nachträglich abzudichten, ist es, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Neben der Verwendung geeigneter Materialien und der sorgfältigen Ausführung durch gut ausgebildete Fachkräfte kommt es dabei als ersten entscheidenden Schritt auf die gut durchdachte Planung der Luftdichtheitsebene an. Das gilt im Neubau genauso wie bei den für Dichtheitsfehler besonders anfälligen Dachsanierungen. „Luftdichtheit ist immer auch eine Planungsaufgabe“, sagt Solcher. Bei guter Planung würden baubegleitende Blower-Door-Tests nur noch dazu dienen, letzte Unsicherheiten auszuräumen. Quelle: FLiB / jb