Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee hat den bundesweit ersten CO2-Gebäudereport (Kurzfassung) vorgestellt. „40% der Endenergie in Deutschland wird für Heizen und Warmwasser in Gebäuden verbraucht, vor allem in Privathaushalten. Von 1990 bis 1996 ist der Verbrauch stark angestiegen. Durch die Modernisierung an den Gebäudeaußenwänden und durch effizienteres Heizen haben wir eine Trendwende geschafft. Insgesamt konnte der CO2-Ausstoß im Wohnbereich von 1990 bis 2005 um 13% bzw. um rund 16 Mio. Tonnen, gesenkt werden.“
Laut CO2-Gebäudereport sind die Kosten für Heizwärme zwischen 1996 und 2006 um über 40% gestiegen und liegen damit deutlich über dem Anstieg der Lebenshaltungskosten. Der CO2-Gebäudereport zeige, dass durch energetische Sanierungen und Neubauten in Deutschland bis 2020 bis zu 50 Mrd. Euro Heizkosten eingespart werden können. Tiefensee: „Konkret heißt das, in einem mit 30.000 Euro sanierten Einfamilienhaus können pro Jahr rund 2500 Euro Heizkosten eingespart werden.
Tiefensee: „Wir brauchen eine Balance zwischen den Interessen der Verbraucher, der Wirtschaft und des Umweltschutzes. Dazu wurde die Fortführung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms bis 2011 gesichert. Außerdem wollen wir die Energieeinsparverordnung in zwei Stufen ausweiten. Bei Neubauten soll der maximale Energiebedarf gegenüber der geltenden Regelung kurzfristig um 30, mittelfristig um 50% gesenkt werden. Die Anforderungen an die energetische Qualität bei Haussanierungen wollen wir ebenfalls um rund 30% anheben.“
Das meint die GEB-Redaktion
Soweit die Sicht des Bauministers. Inwieweit sich der im CO2-Gebäudereport aufgezeigte Trend fortsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Denn um die in Meseberg verabschiedeten Klimaziele zu erreichen, ist eine Vollsanierungsrate von 3%/a im Bestand erforderlich, 2006 erreichte sie auf Basis einer Umfrage 2,2% für zwischen 1900 und 1979 errichtete Gebäude. Die in der Studie veröffentlichte Umfragergebnisse dürfen deswegen nicht unterschätzt werden: 38% der Besitzer und Verwalter von den vor 1979 errichteten Wohngebäuden halten eine Sanierung für unnötig, obwohl sich diese in den meisten Fällen rechnen würde. Zudem ist Hauseigentümern wie Mietern nicht bewusst, in welchen Bereichen die Energieeinsparpotenziale am größten sind. 42% meinen, dass sie vor allem bei elektrischen Geräten Energie einsparen können. An zweiter Stelle folgt der private Autoverkehr. Die Raumheizung wird nur von einem Drittel als Bereich mit dem größten Einsparpotenzial richtig erkannt.
Doch die Wissensdefizite potenzieren sich in der Verkettung schon fast zu einer Abwehrhaltung: Hauseigentümer und Hausverwalter schätzen die Kosten einer Sanierung zur Energieeinsparung um durchschnittlich 40% zu hoch ein. Bei Amortisationszeiträumen von zwölf oder mehr Jahren wären aber nur 3% der Eigentümer und Mieter zu einer Investition bzw. einer Umlage auf die Miete bereit. 47% verlangen einen „Ertrag“ bereits nach 5 Jahren. Und noch etwas bestätigt der Report: Klimaschutz wirkt kaum als Motiv, Eigentümer lassen sich nur über einen finanziellen Nutzen aktivieren. Und Verpflichtungen werden nur akzeptiert, wenn sie sich für den Eigentümer rentieren.
Bezüglich des Klimaschutzes handelt es sich aber nicht um eine generelle Verweigerung, nur der eigene Beitrag wird nicht erkannt. Als Handlungsfelder werden vorrangig Kraftwerke, Industrie und Verkehr identifiziert. Gleichwohl sind die Deutschen optimistisch: Drei Viertel der Bevölkerung erwartet einen Rückgang der CO2-Emisssionen in den nächsten zehn Jahren in Deutschland. Aber zwei Drittel der Bevölkerung halten ihren persönlichen Energieverbrauch nicht für überdurchschnittlich hoch. Damit liegen sie rechnerisch nicht einmal daneben. Das Problem aber ist, dass der Durchschnitt um mindestens den Faktor 5 zu hoch ist. GLR
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