Eine Studie sieht die Bundesrepublik bei Energieeffizienz vorne. Hinderk Hillebrands, der Vorsitzende des Deutschen Energieberater-Netzwerkes DEN e.V., bezeichnet das als Augenwischerei.
Deutschland wurde nicht nur bei der Fußball-WM in Brasilien Weltmeister, sondern auch – im internationalen Vergleich – bei der Energieeffizienz. Eine Studie der US-amerikanischen Umweltgruppe „American Council for an Energy Efficient Economy“ bescheinigt der Bundesrepublik, wegen ihrer Anstrengungen bei der energetischen Gebäudesanierung weltweit führend zu sein.
„Ein ganz nettes Lob, von dem man sich aber nicht täuschen lassen sollte“, meint dazu Hinderk Hillebrands. Im internationalen Vergleich vor Italien und der EU als Ganzer zu führen, schmeichle womöglich so manchem Politiker, vermutet er. Aber: „Das ist Augenwischerei. Bei näherem Hinsehen wird nämlich klar, dass wir in Deutschland weit hinter den nötigen Sanierungsraten zurückbleiben. Die liegen jährlich noch unter 1 % des Gebäudebestandes. Nötig wären 2 bis 3 %. Sonst werden wir die selbstgesteckten Klimaziele nicht erreichen.“
Erst kürzlich habe sich Deutschland unfähig gezeigt, die seit Jahren vereinbarte EU-Energieeffizienz- Richtlinie rechtzeitig in nationales Recht umzusetzen. „Es ist traurig zu sehen, wie zögerlich und unentschlossen die Bundesregierung und manche Politiker wirklich an das Thema Energieeffizienz herangehen“, klagt Hillebrands.
Dabei sei es so einfach, schnell klimarelevante Ergebnisse zu erreichen. „Im Gebäudesektor geht es ganz rasch, durch energetische Sanierungsmaßnahmen in Verbindung mit ohnehin fälligen Erneuerungen von Gebäudeteilen Erfolge zu erzielen“, so Hillebrands. Gut 40 % der Gebäude in Deutschland stammten aus den Jahren zwischen 1950 und 1980: das seien über 15 Millionen Bauten, überwiegend Ein- und Mehrfamilienhäuser. Hier stünden ohnehin altersbedingt Sanierungen an, die sich mit energetischen Verbesserungen verbinden ließen.
Vorhandene Informations- und Beratungsprogramme vereinfachen und effektiver nutzen – das schlägt der DEN-Vorsitzende vor. Förderprogramme sollten aufgestockt werden; vor allem aber seien steuerliche Erleichterungen bei energetischen Sanierungen ein gutes Mittel, Deutschland bei der Energieeffizienz wirklich zu nützen, so Hillebrands. „Damit ließen sich langfristig nicht nur die vereinbarten Klimaziele erreichen, sondern auch volkswirtschaftlich Milliarden einsparen. Wir wissen inzwischen, dass jeder in energetische Verbesserungen investierte Euro sich im Nachhinein mehrfach bezahlt macht – ökonomisch und ökologisch. Und dann könnte man sich auch über den zweiten Weltmeister-Titel freuen …“