Rund zwei Drittel der befragten Geschäftsführer und Vorstände von Stadtwerken und Energieversorgern fürchten, dass es langfristig zu einem Stromengpass in Deutschland kommen kann.
Rund zwei Drittel der befragten Geschäftsführer und Vorstände von Stadtwerken und Energieversorgern fürchten, dass es langfristig zu einem Stromengpass in Deutschland kommen kann. Die Hauptgründe sind der Ausstieg aus der Kernenergie, erschwerte politische Rahmenbedingungen sowie der Widerstand der Bevölkerung und der lokalen Politik gegen den Bau neuer Kraftwerke. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die auf einer Befragung der Vorstände und Geschäftsführer von 102 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern in Deutschland beruht.
„In den kommenden 15 Jahren wird voraussichtlich die Hälfte des deutschen Kraftwerkparks vom Netz gehen, wenn es bei dem vereinbarten Ausstieg aus der Kernenergie bleibt und die Kraftwerke nach ihrer gewöhnlichen Nutzungsdauer abgeschaltet werden. Die vorhandenen Kraftwerkskapazitäten werden nicht mehr ausreichen, um die Nachfrage zu decken“, sagt Helmut Edelmann, Autor der Studie und Direktor Energieversorgung bei Ernst & Young. Wenn es bei den langen Genehmigungsverfahren und der häufigen Ablehnung von Kraftwerksneubauten durch Länder und Kommunen bleibe, werde eine gewaltige Versorgungslücke entstehen. „Auch der wachsende Anteil an erneuerbaren Energien kann diese Lücke nicht schließen“, ergänzt Edelmann. Die Lösung des Problems sehen die Befragten in der längeren Nutzung vorhandener Kapazitäten: 80 Prozent der Geschäftsführer und Vorstände befürworten eine Verlängerung der Nutzungsdauer vorhandener Kernkraftwerke.
Stadtwerke sehen ihre Selbständigkeit gefährdet
Jedes fünfte Stadtwerk sieht den Erfolg des eigenständigen Netzbetriebs gefährdet. Die Hauptgründe sind sinkende Gewinne, unsichere Geschäftsaussichten und ein wachsender Wettbewerb auf der Endverbraucherseite. Um die sinkenden Gewinne zumindest teilweise zu kompensieren, müssen die Stadtwerke Effizienzsteigerungen erzielen. Daher setzen sie zunehmend auf Kooperationen: Knapp 60 Prozent halten den Zusammenschluss mit benachbarten Netzgesellschaften für Erfolg versprechend. Auch die Einbringung des Netzes in eine größere, betriebsführende Netzgesellschaft – wie etwa die RNG (Rheinische Netzgesellschaft) – bewerten 35 Prozent der Unternehmen positiv. Selbst die Verpachtung an eine andere Netzgesellschaft mit Betriebsführung durch diese Gesellschaft halten 15 Prozent der Unternehmen für einen geeigneten Weg, um ihre Eigenständigkeit zu wahren. Sogar den Verkauf des Netzes – noch bis vor kurzem eine undenkbare Option - ziehen vier Prozent der Befragten in Betracht.
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