Berlin hat eine technische Neuheit. Zum ersten Mal wird in der Hauptstadt das Wärmepotenzial des Abwassers zur erneuten Energienutzung eingesetzt
Berlin hat eine technische Neuheit. Zum ersten Mal wird in der Hauptstadt das Wärmepotenzial des Abwassers zur erneuten Energienutzung eingesetzt. Im Neubau der Sporthalle des Leibniz-Gymnasiums haben Vattenfall Europe Berlin und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Energieconsulting Stodtmeister (ECO.S) die Abwasserwärmepumpenanlage realisiert. Mit Beginn der Heizperiode wird die neue Anlage die Energie für die Beheizung der Schulsporthalle bereitstellen.
Der riesige Energiespeicher „Abwasser“ hat bisher wenig Beachtung gefunden. Derzeit sind in Deutschland nur drei ähnliche Anlagen in Betrieb. Bei dem Berliner Pilotprojekt werden die notwendigen technischen Randbedingungen wie ganzjähriger, nennenswerter Energiebedarf für Heizung und Warmwasser sowie örtliche Nähe von Abwasserkanal und Gebäude gut erfüllt. Wirtschaftlich lassen sich solche Anlagen ab einem Wärmebedarf von ca. 200 kW betreiben. Die Pilotanlage hat eine Leistung von ca. 35 kW. Vattenfall investiert in das Projekt rund 100.000 Euro und wird die Anlage fünf Jahre betreiben und technisch auswerten.
Hintergrund: Potenzialstudien zufolge bietet Abwasser in Deutschland genügend Energie, um 2 bis 4 Mio. Wohnungen mit Wärme zu versorgen. Besonders interessant ist der Einsatz auch, wenn das Gebäude im Sommer Kälte zur Raumklimatisierung benötigt. Dann dient das Abwasser als Wärmesenke auf niedrigem Temperaturniveau, was eine effiziente Kältebereitstellung ermöglicht. GR
GEB-Tipp: Über die Energierückgewinnung aus Abwasserkanälen informiert die 36-seitige Broschüre „Heizen und Kühlen mit Abwasser“ (siehe Bild) Sie vermittelt Einblicke in Technik, Wirtschaftlichkeit, Ökobilanz, Finanzierung und zeigt Projektbeispiele. Zu beziehen ist sie über ECO.S (energie@eco-s.net) zum Preis von 8,- Euro. Als PDF-Dokument steht sie auf: www.eco-s.net