Die meisten Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und Banken kennen zwar die Idee und das Konzept des Energiespar-Contractings für öffentliche Liegenschaften, die wenigsten von ihnen waren aber bisher an konkreten Projekten beteiligt. Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist bei den Beteiligten stark ausgeprägt. Dies hat eine Umfrage der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg ergeben, die von August bis Oktober 2015 durchgeführt wurde. An der Erhebung haben 60 Fachleute aus Deutschland teilgenommen.
Energiespar-Contracting kann dazu beitragen, auch bei knappen Haushaltskassen energetisch zu sanieren. Rüdiger Lohse, Bereichsleiter Contracting bei der KEA, weist auf die guten Förderbedingungen für die Contracting-Beratung hin, macht aber auch darauf aufmerksam, dass die Fördermittel bald ausgeschöpft sein werden. Er rät daher Kommunen und anderen Eigentümern öffentlicher Gebäude, die aktuellen Fördermöglichkeiten bald zu nutzen.
Die KEA bietet Kommunen und anderen Beteiligten in Baden-Württemberg Beratung an. Die Landesenergieagentur betont, dass umfangreiche und neutrale Beratung wichtig ist, um den besten Contractor für das eigene Projekt zu finden.
Die Umfrageergebnisse im Detail
In der Umfrage wurden nationale und lokale Entscheidungsträger, Projektentwickler, Contractoren, KMU, Banken und andere wichtige Akteure interviewt. Die meisten Befragten (98 %) gaben an, das Konzept und die Idee des Energiespar-Contractings zu kennen. Viele (73 %) konnten auch Beispiele benennen und kennen Contractoren (81 %), die Energiespar-Contracting anbieten.
Weniger als die Hälfte der Befragten (46 %) haben jedoch selbst Erfahrungen mit Energiespar-Contracting gesammelt oder waren gar bei der Entwicklung von Energiespar-Contracting-Projekten beteiligt (30 %). Das Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen ist mit 84 % recht hoch. Dass sich Energiespar-Contracting in jedem öffentlichen Gebäude lohnt, davon gehen 20 % der Befragten aus.
Vorteile von Contracting und Hemmnisse
Die meist genannten Vorteile sind die garantierte Einsparung (Kosten und CO2), die Investitionen ohne Eigenmittel, der Einkauf von Fachwissen, die Übertragung von Verantwortung und Risiko auf den Contractor und der Einsatz neuester Technik. Wesentliche Anreize für die Realisierung von Einspar-Contracting-Projekten sind nach Meinung der Befragten gute Praxisbeispiele, die Förderung der Projektentwicklung durch das BAFA und das EU-Projekt InEECo (Förderprogramm der Europäischen Investitionsbank EIB) sowie die kommunale Aufgabe, Energieeffizienz voranzutreiben.
Die größten Nachteile sehen die Befragten in der Komplexität sowohl beim Vergabeverfahren und der Vertragsgestaltung als auch im Monitoring und der Berechnung der Energieeinsparung. Auch die Abgabe von Zuständigkeiten und ein geringes Vertrauen gegenüber Contractoren sehen viele der Befragten als Hemmnis. Als weitere Nachteile wurden das Risiko bei Nutzungsänderungen und die langen Vertragslaufzeiten genannt.
Die Umfrage wurde im Rahmen des EU-Projekts EnPC-INTRANS (Capacity Building on Energy Performance Contracting in European Markets in Transition) durchgeführt. Das Vorhaben soll die Marktakzeptanz von Contracting in den beteiligten Ländern erhöhen und den Aufbau von Kapazitäten auf Anbieterseite sowie die Nachfrage unterstützen. Gefördert wird es über das Horizon 2020 European Union Research and Innovation Programm unter der Fördernummer 649639.
Informationen zur InEECO "Initiative Energiespar- und Energieliefer-Contracting in öffentlichen Gebäuden“ und eine Broschüre mit Contracting-Beispielen aus Baden-Württemberg sind unter www.ineeco.org zu finden.