Nach Analyse des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) unterschätzt die gestern veröffentlichte EU-Energy Roadmap 2050 deutlich das Potenzial Erneuerbarer Energien und berechnet deren Kosten im Vergleich zu fossilen Energien zu hoch.
„Die Roadmap missachtet nicht nur die kostensenkenden Effekte der Erneuerbaren Energien, auch die Annahmen für die Kostenentwicklung der konventionellen Energieträger sind viel zu optimistisch“, kritisiert BEE-Präsident Dietmar Schütz den neuen Fahrplan. Die These der Kosteneffizienz durch eine EU-weite Harmonisierung der Fördersysteme werde außerdem nicht richtiger, wenn man sie nur oft genug wiederhole.
Darüber hinaus würden in dem Szenario mit dem größten Anteil regenerativer Energien unverhältnismäßig hohe Kosten für Infrastrukturmaßnahmen angenommen. „Dabei kann gerade ein dezentraler Ausbau der Erneuerbaren zu einer Reduktion des Ausbaubedarfs im Übertragungsnetz beitragen“, sagt Schütz.
Immerhin räume die EU-Kommission der vollständigen Umsetzung der aktuellen Erneuerbaren-Energien-Richtlinie höchste Priorität ein. „Es ist richtig, dass die Richtlinie wie geplant erst 2014 überprüft wird. Das gibt der Branche Planungssicherheit und ausreichend Zeit für die notwendigen Investitionen“, so Schütz. Auch erkenne die EU-Kommission an, dass ein EU-Energiebinnenmarkt nur durch eine Änderung der bisherigen Marktregeln zu erreichen ist. Jedoch dürfe die Frage nicht lauten, wie Erneuerbare Energien optimal in den bestehenden Markt integriert werden können. „Der Fokus muss eindeutig auf einer ernsthaften Transformation des bestehenden Energiesystems liegen“, fordert Schütz. Denn der heutige Markt sei noch in der Logik fossiler und atomarer Energien konzipiert und daher für eine auf Erneuerbaren Energien ausgerichtete Energieversorgung nicht geeignet.
In jedem Fall sei es sinnvoll, dass die EU-Kommission über ein Erneuerbare-Energien-Zwischenziel für das Jahr 2030 nachdenke. Jedoch müsse dies anspruchsvoll formuliert werden und mit verbindlichen Zielen für die einzelnen Mitgliedsstaaten unterlegt werden. „Der von der Kommission genannte Anteil von 30 Prozent ist eindeutig nicht ambitioniert“, gibt Schütz zu bedenken. Die Europäischen Erneuerbaren-Verbände schlagen ein rechtlich bindendes EU-Mindestziel von 45 Prozent für 2030 vor. Dabei müsse sichergestellt bleiben, dass den Mitgliedstaaten die Wahl der Förderinstrumente obliegt.